Kein Tauwetter im »Frostblock«
Kälte kostete in Russland über 100 Menschen das Leben
Moskau/Sofia (dpa/nd). Allein seit Anfang Februar seien landesweit mehr als 40 Kältetote entdeckt worden, teilte das Zivilschutzministerium in Moskau mit. Die russische Hauptstadt erlebe den schärfsten Winter seit 70 Jahren, sagte Vizebürgermeister Pjotr Birjukow am Freitag. In Kliniken werden derzeit Hunderte wegen Erfrierungen behandelt. Auch in den nächsten Tagen soll das Gebiet der früheren Sowjetunion ein »Frostblock« bleiben.
Im Asowschen Meer zwischen Russland und der Ukraine waren am Freitag 96 Schiffe wegen dicker Eisschollen nahezu manövrierunfähig. Einige Kapitäne hätten mitgeteilt, dass Treibstoff und Nahrung zur Neige gehen, informierte der Küstenschutz. Die Rettungskräfte seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.
Die Kaukasusrepublik Armenien schloss am Freitag wegen Schnees und Nebels vorübergehend alle internationalen Flughäfen. »Nichts geht mehr«, sagte ein Sprecher der Behörden in der Hauptstadt Jerewan.
In der Ukraine gab das Gesundheitsministerium die Zahl der Toten weiter mit mindestens 135 an, auch hier waren die meisten Obdachlose. Mehr als 2400 Kälteopfer liegen in Krankenhäusern. Mindestens 130 000 Frierende hätten die landesweit rund 3400 Wärmepunkte aufgesucht und heiße Getränke und Essen bekommen, teilte die Regierung mit.
Bei einer Hilfsaktion am Baikalsee in Russland zogen Rettungskräfte mehrere Kinder, die im Eis eingebrochen waren, aus dem Wasser. Etwa 30 Menschen hätten den sibirischen See an einer gefährlichen Stelle zu Fuß überquert, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Bulgarien hat wegen der extremen Winterkälte den gesamten Stromexport eingestellt. Der Exportstopp für andere Balkanländer begann in der Nacht zum Freitag. Grund dafür war der drastisch gestiegene Stromverbrauch und eine Panne in einem wichtigen Kraftwerk, sagte Energieminister Trajtscho Trajkow. Die Donau war bei Silistra im östlichen Flussabschnitt Bulgariens weiterhin zu 90 Prozent zugefroren. Die Schifffahrt wurde eingestellt.
Unterdessen ist in Bulgarien die Zahl der Ertrunkenen bei der Flutkatastrophe der vergangenen Tage auf zehn Menschen gestiegen. Ein Rettungsteam habe in dem überschwemmten Dorf Bisser im Süden des Landes ein vermisstes Ehepaar tot aufgefunden, hieß es.
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