Kauwboy, Kikoeteru

Der Kinder- und Jugendfilmwettbewerb »Generation«

  • Barbara Felsmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Für das Wettbewerbsprogramm von Kplus und 14plus wurden 58 Kurz- und Langfilme aus 32 Ländern ausgewählt, für die die Leiterin von »Generation«, Maryanne Redpath, das Motto »Neue Entdeckungen und neugierige Entdecker« fand.
Warten auf den Vater: »The Mirror Never Lies« von Kamila Andini im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb »Generation«
Warten auf den Vater: »The Mirror Never Lies« von Kamila Andini im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb »Generation«

Jojo ist zehn Jahre alt und ein lebhafter Junge. Gern streift er durch die Natur und beobachtet die Tiere. Meistens ist er allein unterwegs. Sein Vater arbeitet bei der Polizei und hat oft Dienst. Die Mutter, eine Sängerin, ist nicht da. Ob sie für längere Zeit auf Tournee gefahren ist oder die Familie gar verlassen hat, bleibt zunächst im Dunkeln. Auf jeden Fall vermisst Jojo sie sehr, vor allem dann, wenn der Vater wieder mal ausrastet und sie ihren Sohn nicht in Schutz nehmen kann. Zum Trost hört sich Jojo in solchen Situationen ihre Songs auf CD an oder telefoniert heimlich mit ihr.

Eines Tages findet er an seinem Lieblingsbaum ein zerzaustes, schwarzes Vogelküken. Es ist eine kleine Dohle. Voller Mitleid nimmt Jojo das Vogelkind mit nach Hause, versteckt es vor seinem Vater in einer Kiste und päppelt es wieder auf. Wenn Mama Geburtstag hat, und das ist ja bald, wird er ihr den niedlichen, kleinen Vogel schenken. Doch der Vater wütend: »Für jemanden, der abwesend ist, wird keine Feier organisiert!« Jojo aber lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen ...

»Kauwboy« heißt dieser berührende Film aus den Niederlanden, zu sehen im Kplus-Programm von »Generation«. Es ist der erste lange Spielfilm des 1965 geborenen Regisseurs und Drehbuchautors Boudewijn Koole. In seinem Debüt erzählt er ganz ruhig und ohne große Aktion von dem schwierigen Prozess des Abschiednehmens. Sensibel und psychologisch genau wird das Gefühlsleben des jungen Protagonisten, dargestellt von Rick Lens, beobachtet. Die Festivalleitung empfiehlt »Kauwboy« für Kinder ab neun Jahren, aber ich denke, auch Achtjährige können sich diese herausragende Produktion zusammen mit ihren Eltern ansehen.

Mit dem Verlust seiner Mutter muss auch das Mädchen Satchan in dem japanischen Film »Als hätte ich dich gehört« (»Kikoeteru, furi wo sita dake«) fertig werden. Die kleine Pakis im Wettbewerbsbeitrag aus Indonesien, »Meeresspiegel« (»The Mirror Never Lies«), dagegen wartet auf ihren Vater, der beim Fischen auf hoher See geblieben ist. Obwohl ihre Mutter bereits die weiße Trauermaske trägt, gibt Pakis die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages zurückkommen wird. Beide Filme richten sich eher an ältere Kinder, also ab neun, zehn Jahre, und deren Familien.


Insgesamt wurden für das Wettbewerbsprogramm von Kplus und 14plus 58 Kurz- und Langfilme aus 32 Ländern ausgewählt, für die die Leiterin von »Generation«, Maryanne Redpath, das Motto »Neue Entdeckungen und neugierige Entdecker« fand. Eröffnet wurde der Wettbewerb bei »Generation Kplus« mit einem Dokumentarfilm - eine sehr mutige Entscheidung seitens der Festivalleitung, die damit sicher ein Zeichen setzen wollte.

Die Schweizer Produktion »Die Kinder vom Napf« zeigt in unaufgeregten, schönen Aufnahmen das Leben und den Alltag von Bergbauernkindern aus dem Napfbergland. Regisseurin Alice Schmid begleitete sie ein Jahr lang, auf ihrem Schulweg, im Unterricht, in der Freizeit und bei ihrer Arbeit auf den Höfen. Ein bemerkenswerter Einblick in eine Kindheit, in der sich alte Traditionen, ein enges Verhältnis zur Natur und eine beneidenswerte Langsamkeit mischen mit modernen Lebensgewohnheiten, wie sie Kinder aus der Stadt kennen.

Jojo und seine kleine Dohle in "Kauwboy" von Boudewijn Koole
Jojo und seine kleine Dohle in "Kauwboy" von Boudewijn Koole
Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -