Mein Tagebuch (7)

Retrospektive

  • Günter Agde
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Programm der Gegensätze: der Revolutionsklassiker und die Alltagskomödie. - Der berühmteste und immer noch attraktivste Film der jungen sowjetischen Kinematographie, der seit seinem Erscheinen 1925 weiterhin große Anziehungskraft ausstrahlt, bleibt »Bronenosez Potemkin« (Panzerkreuzer Potemkin, von Sergei Eisenstein).

Die heftigen öffentlichen Zensur-Auseinandersetzungen in Deutschland 1925 haben dem Wert dieses Films ebenso wenig anhaben können wie die verschiedenen späteren Vorschläge für seine Vertonung (und schon gar nicht die eingemalte rote Fahne aus den 1970er Jahren).

Ein lupenreiner sozialer Konflikt. Matrosen revoltieren gegen ihre Offiziere: die da unten gegen die da oben, und es geht ums Leben. Eisensteins furiose Montage materialisiert den Sturm der Kräfte, meistert das Chaos und lobt einen komfortablen Ausweg. Ein Matrosenaufstand als mediales Ereignis. Eine Kritikerumfrage vor vielen Jahren nach den zehn besten Filmen der Welt ergab, dass »Bronenosez Potemkin« ganz vorn rangiert. Und das blieb so.

Obwohl Meschrabpom-Film den Film nicht produziert hatte, hat dessen Verleih-Filiale Prometheus den Film (mit der eigens komponierten Filmmusik des deutschen Komponisten Edmund Meisel) in Deutschland gestartet, enormen Erfolg erzielt und damit auch die weitere Arbeit dieser besonderen Firma befördert.

»Dom na Trubnoi« (Das Haus in der Trubnaja Straße, 1928, Barnet). Ein großer Komödieneinfall: der Längsschnitt durch ein großes Wohnhaus wie durch ein Puppenhaus. Dorthinein gerät Parascha, ein Mädel vom Land. Mit Witz und scheinbar nebenbei gezeichnet sieht man, wie die Menschen im neuen Russland miteinander umgehen und was sie treiben. Landflucht, altes Elend und Neue Ökonomische Politik bringen die Moskauer Gesellschaft mächtig durcheinander. Aber alle müssen auf engstem Raum miteinander auskommen. - Regisseur Barnet findet in seiner sozialkritischen Komödie neben modernen filmischen Ausdrucksmitteln auch einen eigenen Stil, der Vergnüglichkeit mit Anteilnahme verbindet.

● »Bronenosez Potemkin«, Do, 16.2., 21.30 Uhr, Cinemaxx 8,

● »Dom na Trubnoi«, Do, 16.2., 21.30 Uhr, Zeughauskino

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.