Grenzen überwinden

Generation: »Maori Boy Genius« von Pietra Brettkelly

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

Zu den vielen Berlinale-Filmen über die Lebenssituation indigener Bevölkerungsgruppen und ihre soziale Stellung innerhalb der größeren Gemeinschaft gehört auch der »Generation«-Dokumentarfilm »Maori Boy Genius«. Das Porträt eines Jungen - Ngaa Rauuira Pumanawawhiti -, der früh von seinem Volk, den Maori, als etwas Besonderes erkannt wurde. Die doch mit hohen Schulabbruchraten, hohen Selbstmordraten und weit überdurchschnittlichem Anteil unter den Insassen neuseeländischer Jugendhaftanstalten die Statistik füllen. Der Junge: ein Hoffnungsträger mit einem Sinn für die Welt, die moderne, wirtschaftlich schnellere da draußen und ebenso die naturnahe, traditionelle zu Hause. Mit vier brachte Ngaa Rauuira sich selbst Englisch bei, weil ihn im Krankenhaus sonst niemand verstanden hätte. Mit zwölf Jahren besuchte er seinen ersten Kurs an der Universität. Mit 14 beschloss er, einen Sommerstudiengang in Yale zu absolvieren. Seine Familie und seine Gemeinde legten das Geld dafür zusammen. Weil er minderjährig war, musste sein Vater ihn auf der Studienreise begleiten. Und der begabte Junge, der zu Hause alle mit seinem Bücherwissen überraschte, der allen als Wunderkind galt, am meisten sich selbst, er stieß zum ersten Mal an Grenzen.

Dass und wie er sie überwand, obwohl die Selbstzweifel groß waren, und das Zutrauen seiner Gemeinde in seine Fähigkeiten am Ende vollständig rechtfertigte, ist Brettkellys Thema. Vielleicht ist »Maori Boy Genius« also ein Film über einen Jungen, der erwachsen wird. Vielleicht aber auch ein Porträt des späteren Premierministers als junger Mann. Er wäre der erste Maori, der das von sich sagen könnte.

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