Eher unfähig denn unerfahren

Hertha BSC verliert das einzige Spiel unter Interimscoach René Tretschok gegen Dortmund mit 0:1

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Der alte Herr kommt zur alten Dame. Von all den Namen, die Berliner Medien in den vergangenen Tagen als Nachfolger von Michael Skibbe auf dem Trainerposten von Hertha BSC ins Spiel gebracht hatten, war der Otto Rehhagels nicht dabei. Die Fußball-Bundesliga begrüßt einen alten Gefährten zurück in seiner Mitte, wenn auch nur für kurze Zeit.

»Mehr Erfahrung geht nicht«, war Peter Niemeyers erste Reaktion auf die Verpflichtung des Meistertrainers der 80er und 90er Jahre in Bremen und Kaiserslautern. Dabei wollte der Mittelfeldspieler aber nicht zugeben, dass es den Berlinern in der jüngsten Vergangenheit ausgerechnet an jener Erfahrung gemangelt habe. Es scheint eher die Unfähigkeit zu sein, aus gefälligem Kombinationsspiel im Mittelfeld Tore im gegnerischen Strafraum zu machen. Ob Rehhagel da weiterhelfen kann, wird sich erst zeigen.

Auch beim 0:1 gegen Meister Borussia Dortmund konnte Hertha am Samstag vor ausverkaufter Heimkulisse lange mithalten, das Spiel gegen den Tabellenführer offen gestalten. In der ereignisarmen ersten Stunde hatten beide Mannschaften ihre Gelegenheiten. Dortmund war spielbestimmend, doch auch die Berliner hätten nach Chancen von Raffael, Patrick Ebert und Adrian Ramos führen können.

»In solch einer Situation muss man diese Chancen dann einfach rein machen, die Tore erzwingen«, trauerte Interimstrainer René Tretschok den ungenutzten Gelegenheiten hinterher. »Wir müssen dorthin kommen, wo die Dortmunder sind. Die wollten das Tor und haben es erzwungen«, beschrieb er die entscheidende Szene aus der 66. Minute, als Torhüter Thomas Kraft zunächst glänzend einen Kopfball von Robert Lewandowski an die Latte lenkte, gegen den anschließenden Fallrückzieher von Kevin Großkreutz jedoch machtlos blieb.

An die Tabellenspitze wird Rehhagel die Hertha wohl nie mehr führen können. In dieser Saison steht Berlin gerade noch vor den Abstiegsplätzen. In der kommenden Spielzeit soll schon der nächste Trainer her. Rehhagel ist nicht die langfristige Lösung, betonte Michael Preetz am Wochenende. Der 73-jährige Trainer, der 2004 Griechenland sensationell zum EM-Titel führte, ist der Lückenbüßer, der Prellbock, der Retter.

Die Reaktionen über die überraschende Verpflichtung bei Hertha und in der gesamten Bundesliga waren trotz der über elfjährigen Ligapause Rehhagels durchweg positiv. Tretschok selbst wird gemeinsam mit Ante Covic Rehhagels Co-Trainer-Gespann - als jugendlicher Gegenpol. »Otto Rehhagel ist eine Ikone. Wir brauchen hier jemanden, der die Ruhe und die Erfahrung hat und der vieles abfängt«, sagte Tretschok. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hält Rehhagel gar für einen »überragenden Trainer. Nachdem ich mich letztens mit ihm unterhalten habe, fragte ich mich schon, warum er gerade keine Mannschaft trainiert. Er brennt an beiden Enden«, sagte Klopp - was auch immer das genau bedeuten soll.

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