Wir müssen nichts, wir dürfen alles

Juliane Schenk über den EM-Titel mit der Mannschaft

  • Lesedauer: 3 Min.
JULIANE SCHENK gewann am Sonntagabend bei der Badminton-EM in Amsterdam mit dem deutschen Team im Finale gegen die favorisierten Däninnen erstmals den Titel. Mit der 31-Jährigen sprach ALEXANDER LUDEWIG über ihren Bundesligaverein EBT Berlin und die außergewöhnliche Begeisterung für ihren Sport in Asien.

nd: Frau Schenk, Glückwunsch zum ersten EM-Titel für eine deutsche Mannschaft!
Schenk: Dankeschön. Es war eine fantastische Woche, wo alles gepasst hat. Wir Frauen standen ja auch erstmalig im Finale.

Sie haben das erste Einzel im Finale verloren. Was ging da in Ihnen vor?
Ich hätte mir natürlich gewünscht, meiner Mannschaft zu helfen und uns 1:0 in Führung zu bringen. Aber ich hatte auch das Vertrauen, dass wir trotzdem noch gewinnen können. Für mich war auch klar, schnell den Schalter wieder umzulegen, da ich noch im Doppel spielen musste.

War die Freude am Ende umso größer, weil die dänische Mannschaft als haushoher Favorit galt?
Ja. Die Däninnen waren zurecht an Nummer eins gesetzt, aber wir wussten auch um unsere Stärken. Wir haben durchweg eine gute Mannschaft und konnten so viele Variationen bei den Aufstellungen vollziehen, so dass es für den Gegner schwierig war, uns einzuschätzen. Und getreu dem Motto »Wir müssen nichts, wir dürfen alles«, hat es dann auch geklappt.

Und dann wurde lange gefeiert?
Natürlich. Als wir in Amsterdam fertig waren, sind wir nach Mülheim gefahren und haben dort die Nacht ziemlich lange gefeiert.

Ihre Stimme hat auch gelitten?
Ja, das ein oder andere Lied haben wir schon angestimmt. Aber auch schon während der Spiele haben wir uns untereinander lautstark unterstützt.

Ihr größter Erfolg war bisher WM-Bronze im Einzel 2011. Wie ordnen Sie den EM-Titel mit dem Team ein?
Das kann man nicht vergleichen. In der Regel sind wir als Individualsportler alleine unterwegs. Auf den Turnieren zählt eben nur der Einzelwettbewerb. Zusammen als Mannschaft ist es dann schon was Besonderes, weil sich ganz viele Rädchen zusammen drehen müssen. Das war ein großer Verdienst unseres Trainers Boris Reichel. Er hat die Freude innerhalb der Truppe geweckt und ein Mannschaftsgefühl aufgebaut.

In der Bundesliga spielen Sie für EBT Berlin. Welchen Stellenwert hat die nationale Liga für einen Badmintonspieler?
Der Schwerpunkt liegt auf den internationalen Wettkämpfen. Dort sammelt man Weltranglistenpunkte und qualifiziert sich für die großen Turniere wie EM, WM oder Olympia. Die Bundesliga ist eine gute Chance, sein Leistungsniveau zu überprüfen. Aber der Verein ist auch ein wesentlicher Baustein für mich. Er unterstützt mich finanziell und gibt mir Rückhalt durch Leute, die wahnsinnig viel Begeisterung für den Sport mitbringen.

Ärgert es Sie, dass Badminton eine Randsportart ist?
Das Wort Randsportart möchte ich gar nicht mehr in den Mund nehmen, weil ich sehe, dass der Sport auf dem Vormarsch ist. Aber um zu wachsen, brauchen wir solche Bilder wie am Sonntag in der Sportschau, damit Kinder oder Jugendliche Vorbilder im Fernsehen wahrnehmen. In Asien beispielsweise ist Badminton schon der Topsport Nummer eins. Da kommen mitunter 15 000 Menschen ins Stadion.

Werben Sie doch mal kurz für Ihren Sport! Sie haben 15 Sekunden ...
Er ist wahnsinnig interessant, weil viele Dinge eine Rolle spielen wie Taktik und Technik. Und der Sport ist so schnell, dass man sich keinen Moment der Auszeit erlauben darf. Andererseits ist er sehr einfach. Man muss nur zwei Schläger und einen Ball nehmen, in den Garten gehen und spielen.

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