Geschäft mit Thüringens Wald und Flur

Ehemals volkseigene Flächen lassen sich immer teurer verkaufen

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Immobilienvermarkter des Bundes machen ehemals volkseigene Agrarflächen zu Geld. Eine sprudelnde Einnahmequelle, denn Äcker und Weiden sind begehrt - auch in Thüringen steigen die Preise.

Erfurt (dpa/nd). Die Nachfrage nach ehemals staatlichen DDR-Agrarflächen in Thüringen ist ungebrochen und treibt die Preise weiter nach oben. Die bundeseigene Vermarktungsgesellschaft BVVG verkaufte 2011 rund 3100 Hektar, vor allem an bisherige Pächter. Pro Hektar hätten die Käufer im Schnitt 10 400 Euro gezahlt, sagt Niederlassungsleiter Markus Meyer in Erfurt. Damit lagen die Preise mehr als zwölf Prozent über dem Niveau des Vorjahres.

Zwei Sonderverkäufe ungewöhnlich großer und teurer Flächen im Jahr 2010 sind bei dieser Rechnung jedoch nicht dabei. Insgesamt erlöste die Gesellschaft im Freistaat aus Pacht und Verkäufen rund 42 Millionen Euro. Der durchschnittliche Pachtzins stieg auf 251 Euro pro Hektar und Jahr (2010: 224 Euro). Im Schnitt aller ostdeutschen Bundesländer erzielte die BVVG bei Verkäufen nach eigenen Angaben 12 640 Euro pro Hektar. Im Westen ist Ackerland sogar noch teurer, dort werden demnach durchschnittlich 18 719 Euro je Hektar fällig.

Den Vorwurf der Preistreiberei, wie er aus der Agrarbranche kommt, weist Meyer zurück: »Wir bieten die Flächen in einem sehr transparenten Verfahren an.« Höhere Preise resultierten aus höheren Geboten der Interessenten. Den Erstzugriff auf das frühere Volkseigentum haben die Alteigentümer. Sie werden 2011 auch finanziell bevorzugt. 134 entsprechende Anträge lägen der Niederlassung zurzeit vor, sagte Meyer, rund 100 mehr als 2010. »Das bedeutet aber nicht, dass wir mit einer nennenswerten Konkurrenzsituation mit den Pächtern rechnen.« Diese dürfen zugreifen, wenn keine Ansprüche von Alteigentümern vorliegen. Andernfalls werden die Flächen ausgeschrieben.

Ein Renner sind zurzeit auch die Waldflächen der BVVG. 2011 verkaufte sie davon 670 Hektar. »Der Zuspruch ist derzeit sehr, sehr hoch«, sagte Meyer. Es gebe bis zu 20 Interessenten pro Ausschreibung. Die zum Verkauf stehenden Flächen seien in der Regel fünf bis zehn Hektar groß, bei den Agrarflächen lag die Durchschnittsgröße 2011 bei 4,3 Hektar.


Bis 2025

Die bundeseigene BVVG privatisiert ehemals staatliche DDR-Agrarflächen. Allein in Thüringen verkaufte sie seit 1992 36 700 Hektar Agrarland und 53 800 Hektar Waldfläche. 16 300 Hektar hat die BVVG zurzeit an Landwirte verpachtet. In Thüringen sind noch 17 400 Hektar Agrarfläche und 11 400 Hektar Wald im BVVG-Portfolio. Bis 2025 soll alles privatisiert sein. (dpa/nd)

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