Gierige Dortmunder

Mit dem 2:1 im Derby bei Schalke 04 gelingt dem BVB der entscheidende Schritt zur Titelverteidigung

  • Heinz Büse, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Dem Erfolg über die Bayern folgte der Triumph auf Schalke. Binnen weniger Tage beseitigten die Unaufhaltsamen aus Dortmund die letzten Zweifel: Auch im Jahr eins nach dem überraschenden Meistercoup bleibt die Schale so gut wie sicher in Deutschlands Fußball-Hauptstadt.

Die Party am Ende einer traumhaften Woche bereitete besonders große Freude. Ausgerechnet im Stadion des Erzrivalen FC Schalke bejubelten die Dortmunder den wohl entscheidenden Schritt Richtung Titel. Berauscht vom 2:1-Sieg im prestigeträchtigen Derby hielt es die Borussen nur kurz in der Kabine. Zum Vergnügen ihrer Fans kehrten sie auf allen Vieren in Raupenformation auf den Rasen zurück. Der Anblick seiner ausgelassenen Spieler stimmte Jürgen Klopp sentimental: »Ich kann mein Glück kaum fassen, dass ich als Trainer mit solch einer Mannschaft arbeiten darf.«

Die Unaufhaltsamen sind auf bestem Weg selbst die traumhafte Meistersaison 2011 zu toppen. Nie zuvor in der Bundesliga-Historie blieb ein Team binnen einer Spielzeit in 25 Partien nacheinander ohne Niederlage. Mit verblüffender Konstanz zwang der BVB selbst den diesmal monatelang starken Rekordmeister aus München in die Knie. Nach dessen 0:0 gegen Mainz wuchs der Vorsprung auf acht Punkte an. Seit dem 6. Spieltag gewann der Titelverteidiger sage und schreibe 16 Zähler mehr als die Bayern.

Bei einem Sieg am kommenden Spieltag daheim gegen Mönchengladbach steigt die nächste Dortmunder Krönungsfeier. Schon bei der Rückkehr des Teams aus Gelsenkirchen nach Dortmund am frühen Samstagabend bereiteten hunderte Fans der Mannschaft einen triumphalen Empfang. »Es war eine unfassbare Woche. Die Mannschaft hat alles aus sich herausgepresst«, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Wie schon beim 1:0 über die Bayern vier Tage zuvor behielt die Borussia auch beim Tabellendritten aus Gelsenkirchen die Nerven. Selbst der frühe Rückstand durch Jefferson Farfan (9. Minute) brachte sie nicht ins Wanken. Lukasz Piszczek (17.) und der erst zur Halbzeit eingewechselte Sebastian Kehl (63.) sorgten für schwarz-gelbe Glückseligkeit. BVB-Präsident Reinhard Rauball ließ es sich nicht nehmen, dem Team in der Kabine persönlich zu gratulieren: »Wer die Bayern und Schalke jeweils zweimal in einer Saison schlägt, steht zu Recht oben.«

Dass der Sieg auf Schalke etwas glücklich zustande kam, war im Anschluss kaum der Rede wert. Wie schwer sich der Titelverteidiger lange Zeit tat, dokumentierte das Eckenverhältnis der Schalker von 10:2 zur Halbzeit. Doch es gehört zur Qualität eines angehenden Meisters, auch in suboptimaler Form Spiele zu gewinnen. Alle Sorgen, der BVB könne nach dem 1:0 im Gipfel über die Bayern an Biss verlieren, erwiesen sich als unbegründet: »Es war ein Charaktertest auf höchstem Niveau. Die Jungs hören nie auf, gierig zu sein«, kommentierte Klopp.

Selbst sein Gegenüber lobte die Borussia in höchsten Tönen. Selten hat man Huub Stevens nach einer Niederlage so entspannt erlebt. »Ich muss meinem Team ein Kompliment machen. Wir haben gegen den alten und neuen Meister auf gleicher Ebene gespielt.« Bedenken, dass seine Mannschaft im Endspurt um den dritten Rang und die direkte Champions-League-Qualifikation noch einbrechen könnte, hat der Niederländer nicht mehr. »Nicht nach diesem Spiel. Wohl aber nach dem 1:4 in Nürnberg. Die Leistung gegen Dortmund macht uns Mut für die restlichen Spiele.«

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