Europäische Ratingagentur auf der Kippe

Roland Berger hat Probleme mit dem Geld

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Gründung einer rein europäischen Ratingagentur mit internationalem Gewicht steht auf der Kippe. Die Unternehmensberatung Roland Berger tut sich schwer, für ihre Initiative Investoren zu gewinnen und die benötigten 300 Millionen Euro Startkapital einsammeln zu können.

Berlin (dpa/nd). Auf dem Höhepunkt der Eurokrise waren sie gefürchtet wie sonst keine Schreckensmeldung - die Zeugnisse der Ratingagenturen für die Eurostaaten. Europas Politikern bereitet dies Unbehagen: Die US-Firmen Standard & Poor's, Moody's oder Fitch könnten eine Art politisches Spiel mit Europa treiben und den Kontinent schlechtreden. Die Ankündigung des Beratungsunternehmens Roland Berger, eine europäische Ratingagentur als Gegengewicht aufzubauen, stieß vielerorts auf Zustimmung. Nun wird immer wahrscheinlicher, dass es nicht genug Investoren für die vorgesehene Stiftungslösung gibt. Ein Beleg dafür, wie schwierig der Aufbau eines großen Mitspielers im Ratingmarkt tatsächlich ist.

Hauptgeschäft ist die Bewertung von Wertpapieren, die Unternehmen ausgeben. Bezahlt werden die Agenturen dafür von den Emittenten selbst. Die Bewertungen der Kreditwürdigkeit von Staaten spielen für die Gewinne kaum eine Rolle, fürs Prestige und die Aufmerksamkeit in den Medien umso mehr. Deshalb wollen aufstrebende Mitspieler immer auch bei den Länderratings mitmischen - sei es die chinesische Dagong oder der von Roland Berger geplante europäische Anbieter. Auch in dem Modell der Bertelsmann-Stiftung, die heute eigene Pläne für eine neue Ratingagentur vorstellen will, dürfte dies eine entscheidende Rolle spielen.

Doch das Vorhaben ist heikel. »Jede neue Ratingagentur hätte eine lange Durststrecke vor sich«, um Reputation aufzubauen, sagt Volkswirt Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim. Die US-Konkurrenten mögen umstritten sein, dafür sind sie seit Jahrzehnten im Geschäft. »Ich fürchte, dieser Markt wird ein Oligopol bleiben«, meint Beck. Hinzu kommen die politischen Interessen und die von Investoren. EU-Kommission und Bundesregierung lehnen die Beteiligung des öffentlichen Sektors an einer neuen Agentur ab. Zu groß wäre der Verdacht politischer Einflussnahme, sagt Beck. Dass aber private Investoren einen so langen Atem haben, dass sie einen neuen Anbieter über Jahre finanzieren - mit ungewissem Ausgang -, erscheint angesichts der Probleme von Roland Berger zweifelhaft.

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