Weltwirtschaft in Phase gespannter Ruhe

Vor der IWF-Frühjahrstagung bringen die wachsenden Probleme Spaniens in Erinnerung, dass die Eurokrise längst nicht überwunden ist

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Eurokrise ist zurück: Während bei Griechenland oberflächlich Ruhe eingekehrt ist, verdunkeln sich die Wolken über der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone - Spanien.

Japan will im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise seine Mittel für den Internationalen Währungsfonds aufstocken. Die Tokioter Regierung beschloss im Vorfeld der IWF-Frühjahrstagung einen Zuschuss von 60 Milliarden Dollar, wie Finanzminister Jun Azumi am Montag bekanntgab. Damit wolle man verhindern, dass die europäischen Probleme die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

Japan hat damit als erstes Land außerhalb Europas einen konkreten Betrag zur Stärkung der Krisenmittel des IWF zugesichert und hofft, dass sein Beispiel Schule macht. Bisher verweigern sich die USA oder aber die großen Schwellenländer China, Brasilien und Russland, die nur dann ihre Beiträge aufstocken wollen, wenn sie damit mehr Einfluss auf die internationale Finanzorganisation erlangen.

Anlass für die Offerte Japans sind die jüngsten Hiobsbotschaften aus Spanien und die damit verbundenen Sorgen, dass die bislang von den EU-Finanzministern zur Krisenbekämpfung in Aussicht gestellten Mittel in Höhe von 800 Milliarden Euro nicht mehr ausreichen würden. »Der Rettungsschirm reicht für die Länder aus, die bereits Hilfe bekommen haben«, meint der Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Union Investment, David Milleker, »aber nicht für Spanien und erst recht nicht für Italien.« Selbst unter optimistischen Annahmen würden allein für Spanien Mittel in Höhe von 436 Milliarden erforderlich werden.

Hauptursache der Probleme ist der desolate Zustand des dortigen Bankensektors, der aufgrund der geplatzten Immobilienblase mit rund 176 Milliarden Euro an faulen Hypothekenpapieren vor ähnlichen Problemen steht wie 2008 die US-Investmentbranche. Sollte der Euro-Rettungsschirm in Anspruch genommen werden müssen, würden die Gelder zunächst vor allem der Revitalisierung der spanischen Banken dienen.

Die Renditen spanischer Staatsanleihen erreichten in den letzten Tagen wieder die kritische Marke von sechs Prozent. Beobachter befürchten eine Abwärtsspirale, die nicht nur für die Eurozone erhebliche Konsequenzen zeitigen könnte. »Das Risiko einer weiteren Krise ist weiterhin sehr präsent und könnte sowohl die Industrie- wie die Schwellenländer treffen«, meint deshalb auch IWF-Chefökonom Olivier Blanchard. Die Weltwirtschaft befinde sich in einer Phase »gespannter Ruhe«.

Derweil rechnet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei der IWF-Frühjahrstagung fest mit einem Beschluss zur Mittelaufstockung des Fonds, die auch Europa bei der Krisenbekämpfung zugute kommen könnte. In einem Interview gab er Spanien und Italien Rückendeckung für ihre Konsolidierungsbemühungen.

IWF-Direktorin Christine Lagarde treiben weit größere Sorgen über die Kapitalausstattung des spanischen Finanzsektors um. Zugleich warnte sie die Regierung in Madrid davor, zu einseitig auf Sparpolitik zu setzen. »Es braucht eine stetige und fiskalisch dauerhafte Anstrengung, die genügend Raum für budget-neutrale Wachstumsimpulse lässt«, erklärte sie. Lagarde hofft zugleich, dass es in nicht zu ferner Zukunft eine »gemeinsame fiskalische Verantwortung« der Eurostaaten geben wird, etwa über gemeinsame Anleihen.

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