In Velje werden Bräute auf Händen getragen
Dänemarks kürzester Wettlauf wird in Brautkleid und Anzug durchgeführt
So mancher Mann hat seiner Auserkorenen versprochen, sie auf Händen zu tragen. Das in die Tat umzusetzen, gibt der Brautlauf in im dänischen Vejle einmal im Jahr die Möglichkeit. Hier geht es nicht darum, dies ein Leben lang zu tun, sondern nur über eine Strecke von 120 Metern. Das klingt nicht viel, aber der kürzlich durchgeführte Wettbewerb endete damit, dass mehreren Bräutigamen buchstäblich die Beine wegknickten und sie auf die Knie sanken.
Schwer pustend um die Hand anzuhalten brauchten sie nicht, denn Bedingung für die Teilnahme ist es, dass die Paare sich bereits für eine Hochzeit in den nächsten Monaten entschieden haben. Die Gewinner der Prämien für insgesamt 100 000 Kronen (13 000 Euro), müssen dann eine Kopie der Trauungsurkunde an das Organisationskomitee schicken.
Durchgeführt wird der Lauf auf der Promenade im Zentrum von Vejle. Hunderte Zuschauer fiebern mit, wenn sich die Paare im feinsten Putz zunächst aufwärmen und dann in die Qualifikation gehen. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Paare beschränkt, in Fünfergruppen wird um die Finalteilnahme gekämpft. Die Strecke hat eine leichte Steigung, die durchaus als Symbol für die Jahre nach dem großen Tag gelten kann. Bei dänischen Ehen liegt die Trennungswahrscheinlichkeit bei 40 Prozent, die Anzahl der Eheschließungen ist seit Jahren rückläufig.
Die Organisatoren hatten allerdings weniger im Sinn, kommende Ehepaare einem Stresstest zu unterziehen, um ihnen einen Vorgeschmack auf das gemeinsame Leben zu geben, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass eine Provinzstadt mehr zu bieten hat als einen Autobahnanschluss zur Metropole. Dieses Jahr nahm auch ein norwegisches Paar teil und die Organisatoren sehen gern, dass ihr Lauf im nächsten Jahr noch internationaler wird.
Eine geflügelte Redensart in Dänemark ist es, während der Hochzeitsvorbereitungen zu erwähnen, dass »es ein Lilly wird«. Damit ist nicht gemeint, dass sich weiblicher Nachwuchs angemeldet hat, sondern der Brautkleidproduzent »Lilly« aus Vejle. Der ist der Hauptsponsor des Wettlaufs und stellt die Brautkleider für die teilnehmenden Damen zur Verfügung. Auch der zweite große dänische Brautkleider-Produzent, Panayotis, ist in Vejle ansässig und tritt natürlich ebenfalls als Sponsor auf.
Die 27 Paare, die keine Preise gewannen, können sich damit trösten, einmal von einer enthusiastischen Menge angefeuert worden zu sein und einen Nachmittag mit viel Spaß verbracht zu haben. Der Lauf endet mit einem gemeinsamen Essen, bei dem die Paare vielleicht schon absprechen, bei der WM im Frauentragen lauf im finnischen Sonkajärvi teilzunehmen. Der gab die Inspiration für den Brautlauf und fordert noch viel mehr seinen Mann und seine Frau.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.