Pflegeengpass an der Küste
Experten rufen nach mehr Hilfskräften
Schwerin (dpa/ND). Der Fachkräftemangel macht Altenheimen im Nordosten schwer zu schaffen. Der besonders niedrige Personalschlüssel führe im Land regelmäßig zu Engpässen in Pflege und Betreuung, sagt Helmut Schapper vom Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern. Der vom Land verhandelte Rahmenvertrag sieht 31 Vollzeitkräfte auf 100 Pflegebedürftige vor; im Bundesdurchschnitt sind es 36 und in Bayern 40. Daher müssten Mitarbeiter viele Überstunden leisten. Folge seien wachsende Krankenstände.
Ersatz sei bei Schwangerschaft, Elternzeit oder längerer Krankheit kaum mehr zu bekommen, so Schapper. Einige Träger müssten bereits zu Notlösungen greifen. Sie stellten über Zeitarbeitsfirmen befristet Vertretungen ein. Besserung sei kaum in Sicht, denn der Arbeitsmarkt sei wie leer gefegt. Zudem hätten sich die Bewerberzahlen für eine Ausbildung in Pflegeberufen in den letzten Jahren demografiebedingt deutlich verringert.
Berechnungen der Bundesarbeitsagentur zufolge steigt der Bedarf an Pflegekräften rapide. Allein in Mecklenburg-Vorpommern müsste die Zahl der Beschäftigen in der stationären und ambulanten Pflege von 15 900 im Jahr 2007 auf 31 500 im Jahr 2030 steigen, erklärte Horst Schmitt, Sprecher der Bundesarbeitsagentur Nord in Kiel. Hintergrund sei die alternde Gesellschaft. Im Nordosten steige die Zahl der über 65-Jährigen von 2009 bis 2025 um 30 Prozent auf über 477 000 Senioren. Laut Sozialministerium nahm die Anzahl der Pflegebedürftigen im Land seit 2005 von rund 51 200 auf 61 400 im Jahr 2009 zu.
Nur ein Baustein zur Lösung könne die Weiterbildung von Arbeitslosen sein, betonte Schmitt. Aktuell würden sich im Land 750 Arbeitsuchende umschulen lassen. »Mehr Crashkurse für Arbeitslose müssen gestrickt werden«, sagte Dirk Wanka vom »Rings der Arbeitsvermittler.« Auch der Sprecher der Arbeitsagentur forderte Möglichkeiten für eine verkürzte Ausbildung.
Der Geschäftsführer der Rostocker Heimstiftung, Hanno Schuck, glaubt nicht mehr an die geforderte Quote von 50 Prozent Pflegefachkräften in Heimen auf Dauer nur schwer zu halten sein werde: »Wir brauchen mehr Hände, also auch Hilfskräfte.« Noch könne man alle Betten belegen, so der Leiter von fünf Rostocker Altenheimen. Dennoch würden sich erste Lücken auftun. Nicht in der Pflege, nicht beim Essen, nicht medizinisch - doch die soziale und kulturelle Betreuung komme mitunter zu kurz.
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