Kaufkräftige Kunden gesucht

Senioren stehen zum zehnten Mal im Mittelpunkt einer Messe

  • Roland Bunzenthal
  • Lesedauer: 3 Min.
Heute wird in Hamburg der 10. Deutsche Seniorentag eröffnet. Er findet alle drei Jahre statt und will vor allen Dingen Konsumgüter an die ältere Frau oder den älteren Mann bringen. Bundespräsident Joachim Gauck übernahm die Schirmherrschaft.

Das neue Handy von Samsung hat ein klares Nutzerprofil. Es sei ein »Senioren-Handy«, heißt es im IT-Laden. Doch die meisten potenziellen Käufer fühlen sich vom Touchscreen dieses Modells überfordert. An der Ladentheke ist das »Senioren-Handy« bislang jedenfalls ein Flop.

Ob die rund 20 000 erwarteten Besucher beim »10. Deutschen Seniorentag« auf dem Hamburger Messegelände samt der angeschlossenen Spezialproduktmesse »SenNova« dies ebenso sehen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Die Veranstaltungen enden am Samstag.

Der Jugend- und Modewahn der Konsumgüterbranche scheint ungebrochen zu sein. So gibt es etwa in den Warenhäusern von Galeria Kaufhof zwar für alle möglichen Gruppen eine eigene »Welt«, für Frauen, Männer, Jugend, Kinder sowie für Sport und Spiel. Sogar die Dessous haben ihren eigenen Planeten. Aber es gibt keine »Welt« der Alten. Dabei ist bereits jeder fünfte Verbraucher ein Rentner. Doch viele Hersteller ignorieren hartnäckig den erfreulichen Trend einer steigenden Lebenserwartung. Spätestens in etwa zehn Jahren, wenn wegen des demografischen Wandels kaum noch Jungverbraucher nachrücken, könnten die dann Alten den Ton an den konsumnahen Märkten angeben.

Einige Hersteller und Händler haben bereits jetzt in unterschiedlicher Weise ältere Menschen als kaufkräftige Kunden entdeckt. Aber es wurde dabei auch klar, dass diese deutlich mehr qualifizierte Beratung benötigen als die jüngere Klientel - am besten durch Angehörige der gleichen Altersklasse.

Auch die Hamburger Messe dürfte diesmal argumentativ wenig Neues bringen. Doch die Veranstaltungen könnten dazu beitragen, die Jüngeren gegenüber den Eigenheiten der Älteren weiter zu sensibilisieren. Grundfrage dabei: Taugen die von den 200 Ausstellern präsentierten Spezialprodukte oder wäre es nicht sinnvoller, den »normalen« Konsum für die Nutzer freundlicher zu gestalten? So wirbt beispielsweise eine schwedische Firma auf der SenNova mit ihrem Spezialdrehsitz für ein erleichtertes Ein- und Aussteigen aus dem Auto. Andererseits liefert VW auf Wunsch bereits den Golf Plus - ein Auto mit serienmäßiger Sonderausstattung für den gleichen Zweck.

Ein anderes Beispiel ist das Internet. Die Nutzer haben durch Preisvergleichsportale und Suchmaschinen die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Produkten auszuwählen. Doch in der Realität fehlt den Älteren häufig die entscheidende Voraussetzung: Nur 22 Prozent aller Frauen und 47 Prozent aller Männer über 65 Jahren haben bislang Zugang zum Netz.

Mindestens auf einem existenziellen Problemfeld kann das Internet hilfreich sein: bei der Suche nach einer sinnvollen und angepassten Altersbeschäftigung, erklärt der Veranstalter. Die Bundesarbeitsgemeinschaft von 100 Seniorenorganisationen (Bagso) bezeichnet sich selbst als Lobby von 13 Millionen Alten, sei es im Betrieb, in der Politik oder beim Konsum. Und das durchaus mit Erfolg. Dafür spricht die erhöhte gesellschaftliche Aufmerksamkeit gegenüber ihren Mitgliedsorganisationen.

1989 rückte die damalige Familienministerin Ursula Lehr (CDU) die Situation älterer Menschen stärker in den Fokus. Mit ihrem ersten Altenbericht machte sie auf die prekäre Lage vieler Senioren aufmerksam. Inzwischen ist der sechste Bericht erschienen. Die Probleme sind allerdings geblieben und Ursula Lehr ist heute Ehrenpräsidentin von Bagso und beliebte Rednerin bei den Seniorentagen.

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