Landtag demonstrierte in Insel für Menschenrechte
NPD-Kundgebung gegen Ex-Häftlinge verboten
Magdeburg (dpa/nd). Es ist ein einmaliger Vorgang, dass die Mitglieder des Rechts- und Verfassungsausschusses des Landtages von Sachsen-Anhalt zu einer Kundgebung aufrufen. Aber die Parlamentarier wollten am Freitag Abend eine Zeichen setzen im Altmarkdorf Insel für die Menschenrechte und gegen Vertreibung. Sie wenden sich damit gegen die zuletzt eskalierten Proteste von Bürgern und Rechtsextremisten gegen zwei Ex-Sicherungsverwahrte, die in Insel eine neue Bleibe gefunden haben. Mit Nazis dürfe nicht paktiert werden, sagte Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU) laut einem vorab verbreiteten Redemanuskript. »Es darf kein Infragestellen der Grundrechte eines Bürgers geben.« Zugleich nannte Gürth Ängste und Sorgen der Bürger nachvollziehbar. Es habe keine ausreichende Vorbereitung gegeben, so seine an Behörden gerichtete Kritik.
In dem Dorf leben seit rund einem Jahr zwei Männer, die wegen Vergewaltigung mehrere Jahre in Haft und Sicherungsverwahrung waren. Einer der beiden war zwischenzeitlich nach Chemnitz weggezogen, aber kurz danach fluchtartig wieder nach Insel zurückgekehrt, weil eine Boulevardzeitung seine neue Adresse bekanntgemacht hatte. Die Information löste auch dort umgehend Proteste aus. In Insel hatten am vergangenen Wochenende Dutzende Menschen versucht, das Haus der Männer zu stürmen. Sie konnten nur von der Polizei zurückgehalten werden. Danach wurde das Grundstück mit Sperrzäunen gesichert.
Die Landesregierung hatte daraufhin eine härtere Gangart gegenüber den Protestierenden und den Einsatz alle rechtsstaatlichen Mittel angekündigt, um eine Wiederholung zu verhindern. Eine für Freitag aus den Reihen der rechtsextremistischen NPD angemeldete Kundgebung wurde am Mittwoch von der Polizei in Magdeburg untersagt. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg bestätigte das Verbot am Abend.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.