Anstoß

Marginalien zur Fußball-EM Heute: AHNE

  • Lesedauer: 3 Min.

Nach knapp einer Woche ist es nun endlich an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Sicher, einige Spiele folgen noch, aber die werden den Gesamteindruck wohl kaum mehr wesentlich beeinflussen können. Was haben wir also gesehen? 19 Tore fielen bisher, 68 Eckbälle wurden getreten, 186 Einwürfe gab es, 311 Mal zogen sich dem Balle hinterherjagende Akteure ihre Stutzen hoch, 1817 Mal musste ein Unparteiischer in seine Trillerpfeife pusten, 252 Mal wurde gefoult und bloß 46 Mal sich dafür entschuldigt. Das allerdings finde ich dann doch ein wenig enttäuschend.

Ich meine, es kann einem ja mal passieren, dass man aus Versehen jemanden umtritt, aber dann sollte es doch das Selbstverständlichste von der Welt sein, sich bei diesem dafür in aller Form zu entschuldigen. Ich meine, es fällt einem doch nicht gleich die Hand ab, wenn man sie jenem sich am Boden wälzenden Opfer der eigenen Unzulänglichkeit zur Versöhnung reicht. Das sollte einfach Usus sein, das müsste meiner Meinung nach zu einem Fußballspiel mit dazu gehören und, kleiner Tipp an die grauen Eminenzen beim DFB: Könnte man nicht dahingehend mal eine Regelveränderung initiieren, dass ein bockiger Fouler, der selbst nach mehrmaligem Gut-Zureden sich noch immer nicht entschuldigen will, dass dieser ausgewechselt werden muss, mit Betonung auf muss? Würde ich absolut begrüßen und mit mir sicherlich auch der Rest der Bevölkerung. Gut, sagen wir die Mehrheit der Bevölkerung. Die Mehrheit der friedliebenden Bevölkerung zumindest. Also alle.

Was mir darüber hinaus noch negativ aufgefallen ist, sind übrigens die Sprechchöre der Fans: »Rossija, Rossija« oder »Deutschland, Deutschland« oder »England, England«, das ist ja entsetzlich. Das ist ja dermaßen öde. Können die sich nicht mal was Anderes einfallen lassen? Mal ein lustiges Lied zum Beispiel oder ein noch lustigeres Lied. Na, geb ich ihnen als Hausaufgabe auf, zum nächsten Mal.

Gibt aber natürlich nicht nur Schlechtes. Nein! Man muss ja auch das Positive betonen, das lernt man ja bereits in der Grundschule. Der Grundschule der Psychologie und, wie vielleicht die Wenigsten von euch wissen, aber wir alten Hasen unter den Sportjournalisten, wir haben ja damals noch allesamt die Grundschule für Psychologie besuchen müssen, die in Wumme-Wipperthal. Wilde Zeit damals, haha! Da könnt ich euch Sachen erzählen, Mann-oh-Mann. Wie wir den Einen da zum Beispiel in den Schrank einge..., aber nun gut. Ein anderes Mal.

Positiv sind selbstverständlich die Dopingbefunde bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine und dass die Kreidebemalung auf den Rasenflächen in den Stadien fertig geworden ist, pünktlich zum Beginn des Events und, was ja häufig vergessen wird zu erwähnen, die Gastfreundschaft natürlich. Die ist absolut, die ist äußerst zufriedenstellend. Die ist wirklich sehr, sehr gut. Die Gastfreundschaft, die ist ja geradezu sagenumwoben. Ich meine, ich bin zwar gar nicht da, ich bin ja hier, aber das weiß man im Prinzip auch so, da muss man nicht extra hinfahren.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.