Weiter Richtung Abgrund

Kommentar von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 2 Min.

Weniger als drei Monate haben die EU-Regierungen Zeit, um die Währungsunion noch zu retten, meint IWF-Chefin Christine Lagarde. Und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso warnt: »Ich bin mir nicht sicher, ob die Dringlichkeit dieser Frage in allen Hauptstädten so wahrgenommen wird.«

Tatsächlich ist die Euro-Notlage, die vielen schon als überwunden galt, längst wieder da. In Spanien gibt es trotz des Antrags auf Hilfe für die strauchelnden Banken keine Entspannung. Die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und auch die Nummer 3, Italien, sind bei der Ausgabe neuer Staatsanleihen mit derart hohen Zinsforderungen konfrontiert, dass die öffentlichen Haushalte auf Jahre hin mit einem nicht verkraftbaren Schuldendienst belastet sein werden. Steigen die Zinsen weiter, muss auch Italien unter den Rettungsschirm flüchten, der dann nicht mehr groß genug wäre - das Ende der Währungsunion wäre besiegelt. Und dann ist da noch die bevorstehende Griechenland-Wahl - da eine künftige Regierung in Athen nicht mehr gewillt sein wird, alle Auflagen der Troika zu erfüllen, droht das »Exit«-Szenario: Griechenland muss die Währungsunion verlassen; auch hier wären die Folgen dramatisch.

Kein Wunder also, dass die IWF-Chefin und der EU-Kommissionsboss nervös werden ob der Untätigkeit in Euroland. Ihre Warnungen sind natürlich vor allem auf die deutsche Regierung gemünzt, die Vorschläge für Fortschritte bisher mit sturem Weghören straft. Selbst das Europaparlament hat am Mittwoch mit breiter Mehrheit einen Schuldentilgungsfonds, eine massive Wachstumsinitiative und die Einführung von Eurobonds gefordert. Und was macht die Kanzlerin? Sie drängt weiter auf ihren Fiskalpakt - dabei wird immer mehr Bürgern gerade in den Krisenstaaten klar, dass dieser nur dazu da ist, durch Kaputtsparen des Sozialstaates die nicht erfüllbaren Forderungen der privaten Gläubiger zu bedienen. Die Bundesregierung schiebt Europa also weiter Richtung Abgrund - und die SPD will sie dabei offenbar nicht stoppen, sondern verhandelt über ein Entgegenkommen für ihr »Ja« zum Fiskalpakt. Vielleicht hören die Parteigranden jetzt die Warnungen von Lagarde und Barroso. Und vielleicht lauschten sie am gestrigen Abend auch, was der französische Staatspräsident ihnen zu sagen hatte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.