Durch Brandenburgs Klöster und Kirchen

»Himmlische Touren« in der Mark - eine Bestandsaufnahme

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburgs Geschichte spiegelt sich in sehenswerten Kirchen, Klöstern und Burgen wider. Ein Reise-Buch versucht Anregungen zur Erkundung zu geben.

Es gibt Reisebücher, bei denen das Lesen derart Vergnügen bereitet, dass es gar nicht mehr unbedingt notwendig ist, die Fahrt zu den vorgeschlagenen Zielen tatsächlich zu unternehmen. Gerhard Drexels »Klöster und Kirchen in Brandenburg« zählt leider nicht zu dieser Kategorie.

Dabei ist die Idee »himmlischer Touren durch die Mark« - so der Untertitel - eigentlich nicht schlecht. Denn es gibt ja wirklich im Bundesland eine Reihe mehr oder weniger gut erhaltener Klosterkomplexe, die einen Besuch lohnen.

»Heiligengrabe gilt als die am besten erhaltene Klosteranlage in Brandenburg«, vermerkt Drexel ganz richtig. Doch auch Neuzelle, Chorin und Zehdenick sind sehenswert; ebenso Himmelpfort, wenngleich dort seit dem 21. August 2010 nicht mehr viel zu besichtigen ist. In den frühen Morgenstunden dieses Tages brannte nämlich mit dem alten Klosterbrauhaus »das letzte, einigermaßen vollständig erhaltene Gebäude des Klosters bis auf die Außenmauern nieder«. Doch auch die Ruinen und der Blick in die Umgebung haben es noch in sich.

Neben bekannten Sehenswürdigkeiten wie der Schinkelkirche in Straupitz, der Heilandskirche in Sacrow, dem Dom in Brandenburg/Havel oder dem Dominikanerkloster von Prenzlau gibt Drexel auch ein paar Geheimtipps, so die evangelische Dorfkirche von Ketzür mit einem reich mit Säulen, Figuren und Wappen geschmückten Epitaph der Familie von Broesicke.

Doch leider gelingt es dem Autor kaum, den Leser in den Bann zu ziehen. Selten würzt er seine Zeilen über 34 Klöster und 48 Kirchen mit Anekdoten. Stattdessen beschreibt er meist recht trocken die Architektur und zählt Gegenstände der Inneneinrichtung auf. Da sind Altar, Kanzel und Orgel, von dem und dem Meister geschaffen - alles nicht überraschend in einer Kirche - , manchmal auch mittelalterliche Wandmalereien oder kunstvoll gearbeitete Bleiglasfenster. Aber das alles entsteht nicht vor dem Auge des Lesers, wenn nicht zufällig davon ein Foto abgedruckt ist, das der Fantasie auf die Sprünge hilft.

Das Buch scheint jedoch geeignet, Anregungen für Ausflüge zu geben. Zudem könnte es nützlich sein, Drexels Reiseführer bei der Hand zu haben, wenn man sich in den Klöstern und Kirchen umschaut und fragt, woher dies oder jenes stammt. Nur ein Beispiel: Am Ende des Abschnitts über die evangelische Stadtkirche in Lindow schreibt der Autor: »Das Tuch über dem Schalldeckel der Kanzel ist etwas verrutscht. Es soll schon vorgekommen sein, dass ein neuer Pfarrer darum bat, das Tuch wieder ordentlich auszurichten, weil er nicht bemerkt hatte, dass es aus Holz ist und - absichtsvoll - schon immer schief hängt.« Eine hübsche Geschichte. Von der Art würde man gern viel mehr lesen.

Gerhard Drexel: »Klöster und Kirchen in Brandenburg«, be.bra, 223 Seiten (brosch.), 14 Euro

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.