»Prima Klima« in Polen?
Kater nach dem EM-Aus
Es bleibt dabei, dass sich »Polen nur polnischer Meister« nennen kann, wie die »Polityka« schon Tage vor dem EURO-Aus der polnischen Nationalelf spottete. Vom Stolz auf die »beste Mannschaft, die wir je hatten«, ist nur die Genugtuung geblieben, dass allüberall die Organisation des EM-Turniers und das gastfreundliche Klima in den Himmel gelobt werden.
Aber auch da gab es selbstverständlich Ausnahmen. Das betraf vor allem das Verhalten von Pseudo-Fußballfans am 12. Juni, als sich polnische und russische Hooligans eine neue »Schlacht von Warschau« lieferten. Im Vergleich mit den Krawallen, die normalerweise zwischen Anhängern verfeindeter polnischer Klubs stattfinden, waren die »Vorfälle« (Polizeiterminus) auf der Warschauer Poniatowskibrücke aber geradezu harmlos. Polnische Randalierer wollten eben, wie vom »Super-Express« auf Seite 1 gefordert, »die Moskowiter schlagen«. Die wiederum wollten sich das nicht gefallen lassen. Daraus wurde ein Politikum, das Wladimir Putin und Donald Tusk zum Telefonhörer greifen ließ. Die beste Pointe dazu lieferte der Vertreter des Moskauer Patriarchats, der fand, dass das gemeinsame Ausscheiden aus dem Turnier eine hervorragende Gelegenheit für eine polnisch-russische Versöhnung biete.
Freilich gibt es auch kritische Stimmen zum »prima Klima« der EURO 2012. »Genug der Hetze!«, hieß es in der »Gazeta Wyborcza«. Medien und Politiker hätten gegen Russen und Tschechen gehetzt und chauvinistische Emotionen geweckt, schrieb der Autor, sportliche Rivalität wäre als nationalistischer Kreuzzug erschienen, »als Revanche für historische Ungerechtigkeit und Futter für nationalen Hochmut«.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.