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Stimme der Armen?
nd: Das Armutsnetzwerk soll eine bundesweite Interessenvertretung von und für Armutsbetroffene sein. Wer trägt es bislang?
Hamann: Das Armutsnetzwerk ist ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen und von Armut betroffener Menschen: Die einen beschäftigen sich mit Hartz IV, die anderen mit Dumpinglöhnen und Leiharbeit, wieder andere mit Obdachlosen oder Behinderten. Diese kleinen Vereine arbeiten alle für sich, dabei ist die Ursache für die Probleme überall gleich: Armut und Ausgrenzung. Dagegen wehrt man sich am besten, indem man sich zusammenschließt.
Sind Sie selbst arm?
Ich war von 1995 bis Ende des letzten Jahres arbeitslos. Mit 60 habe ich die Schnauze voll gehabt und gedacht, ich probiere es noch mal und mich als Webdesigner selbstständig gemacht. Das habe ich mir selbst beigebracht. Eigentlich bin ich Ingenieur für Holztechnik von Beruf.
Und läuft es?
Noch kriege ich Unterstützung vom Jobcenter.
Was erhoffen Sie sich von dem Netzwerk?
Wir wollen allen von Armut betroffenen Menschen eine Stimme verleihen, Selbsthilfepotenziale stärken und in einen Dialog mit der Politik treten. Denn wenn das so weiter geht mit den steigenden Mieten und Energiepreisen könnte es bei uns bald genauso werden wie zum Beispiel in Budapest. Dort schlafen Menschen auf der Straße und gehen morgens zur Arbeit. Sie können sich den Wohnraum einfach nicht mehr leisten.
Glauben Sie, dass die Bundesregierung die Probleme nicht kennt?
Mit Sicherheit nicht. Sie beugt sich den Lobbygruppen der Industrie und den Interessen der Niedriglohnprofiteure.
Reichen die Wohlfahrtsverbände als Interessenvertretung nicht?
Viele Betroffene fühlen sich von ihnen nicht vertreten. Auch die Wohlfahrtsverbände müssen heute gewinnorientiert und wirtschaftlich arbeiten, daher ist hier kein Raum für Selbstorganisation und politische Vertretung Betroffener.
Die Wohlfahrtsverbände äußern sich durchaus kritisch über Hartz IV oder niedrige Löhne.
Die Betroffenen haben für die Wohlfahrtsverbände eine Alibifunktion, sonst hätten sie vor der Einführung von Hartz IV massiv Front gegen dieses menschenunwürdige Gesetz bezogen.
In welcher Weise können sich Arme bei Ihnen einbringen?
Initiativen können sich und ihre Aktionen über unsere Website publik machen. Zudem planen wir »Tage der Armut«, bei denen eine Woche lang in der gesamten Bundesrepublik Aktionen stattfinden sollen. Wir wollen zum Beispiel eine Ausstellung über die Geschichte der Armut gestalten. Das Netzwerk will eine Ideensammelstelle werden, wo Erfahrungsaustausch stattfindet.
Bundesweite Treffen sind teuer. Das Arbeitsamt dürfte die Fahrtkosten nicht übernehmen.
Die Finanzierung ist in der Tat ein großes Problem. Hier haben wir noch eine große Baustelle vor uns, auch wenn wir derzeit noch von der Landeskirche Hannovers unterstützt werden.
Fragen: Ines Wallrodt
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