Ansturm auf Beratungsstelle für Heimkinder
Potsdam (dpa). Schon vor der Eröffnung der regionalen Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in der DDR an diesem Freitag in Potsdam hat die Einrichtung einen Ansturm Betroffener erlebt. »350 Menschen haben sich bereits bei uns gemeldet«, sagte der Sprecher der Aufarbeitungsbeauftragten des Landes, Rainer Potratz. Die Beratungsstelle ist beim Büro der Aufarbeitungsbeauftragten Ulrike Poppe angesiedelt. Sie soll Ex-Heimkindern bei der Suche nach Akten sowie bei möglichen Zahlungen aus dem Fonds für Heimerziehung helfen.
Auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg lebten laut Potratz zwischen 1949 und 1990 rund 75 000 Kinder in Heimen, davon 20 000 in Spezialheimen. Einen Anspruch auf Renten gebe es nicht, betonte Potratz.
Zu Spezialheimen zählen laut Potratz Jugendwerkhöfe, Einrichtungen des »Kombinats der Sonderheime für Psychodiagnostik und pädagogisch-psychologische Therapie« sowie Durchgangsheime. Letztere sollten als Zwischenstation für den Wechsel zwischen zwei Heimen dienen, waren aber oft Wohnort für mehrere Monate.
Das Geld aus dem Fonds solle Menschen helfen, Therapien zu bezahlen, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Dazu müsse nachgewiesen werden, dass die Krankheit durch einen Heimaufenthalt verursacht wurde. Dauerhafte Zahlungen gebe es nicht. Nur wer im Alter zwischen 14 und 18 Jahren arbeiten musste, ohne dafür Rentenansprüche zu haben, könne eine Einmalzahlung beantragen.
Grundlage für den mit 40 Millionen Euro ausgestatteten Fonds ist eine Vereinbarung zwischen dem Bundesfamilienministerium und den Ost-Ländern. Die Beratungsstelle soll befristet bis 2017 arbeiten und wird vom Land mit 644 000 Euro finanziert. Bei der Beratung gilt das Wohnortprinzip: Jedes ehemalige DDR-Heimkind, das heute in Brandenburg lebt, kann sich in Potsdam melden.
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