Zähe Kielerin sorgt in Wimbledon für Furore

Angelique Kerber nach Sieg über Sabine Lisicki heute im Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska

  • Inga Radel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit 6:3, 6:7, 7:5 gewinnt Angelique Kerber gegen die Berlinerin Sabine Lisicki im deutsch-deutschen Duell.

Angelique Kerber pariert die unvermeidlichen Steffi-Graf-Vergleiche schon mit charmantem Witz. »Ich kenne Steffi Graf gut, aber nur vom Fernseher!«, erzählte Deutschlands neuer Tennisstar schelmisch. Tatsächlich ist die »Gräfin« ihr Idol - und womöglich kann sie sie dieser Tage in Wimbledon endlich mal kennenlernen. Die sonst kaum greifbare Wahl-Amerikanerin Graf kam just am Dienstag in London mit ihrem Mann Andre Agassi an, als Kerber am Abend mit einem Dreisatz-Kampfsieg über Sabine Lisicki ihren ersten Wimbledon-Halbfinaleinzug perfekt machte. Graf würdigte via Facebook ein »emotionales Achterbahn-Match« der zwei »German Girls«.

So nah wie Kerber war wohl seit Graf keine Deutsche mehr an diesem legendären Silber-Teller dran - trotz des Halbfinal-Sturmlaufs von Lisicki im Vorjahr. »Ich traue Angie auf jeden Fall das Finale zu. Und da ist immer alles möglich«, sagt Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner. Kerber ist als Weltranglisten-Achte - und nach dem Turnier mindestens Siebte - nicht nur die bestplatzierte Deutsche seit Grafs Abschied im August 1999. Sie ist auch die Erste, die seither zwei Grand-Slam-Halbfinals erreicht hat. Der Stellenwert diesmal ist für die 24-jährige Kielerin anders als ihr Semifinale bei den US Open, als sie vom Nobody zum Stern aufstieg: »In New York hat keiner mit mir gerechnet - hier merke ich den Druck.«

Vielleicht ist diese Bestätigung aber noch wertvoller. Nun bekommt sie es heute in der Vorschlussrunde mit ihrer guten Freundin Agnieszka Radwanska aus Polen zu tun. »Gegen Radwanska wird es wieder ein hartes und langes Match«, sagt die Norddeutsche mit polnischen Wurzeln. Mit den Radwanska-Schwestern und der Dänin Caroline Wozniacki war sie auch schon mal im Malediven-Urlaub. Im direkten Vergleich mit der Weltranglisten-Dritten steht es 2:2.

Lisicki hat auch polnische Wurzeln, Freundinnen sind Kerber und die amerikanisierte Berlinerin nicht. Lisickis Glückwunsch nach Kerbers 6:3, 6:7, 7:5-Sieg fiel kühl aus. Die introvertierte Kerber wollte dazu nichts weiter sagen. Lisicki war »sehr enttäuscht« und kündigte an, aus der Niederlage »noch stärker heraus zu kommen«. Und: »Das ist mein Lieblingsturnier und ich freue mich darauf, bei den Olympischen Spielen wieder hier zurück zu sein.« Just zu den Olympischen Spielen in London sind Kerber und Lisicki Partnerinnen im Doppel. Erinnerungen werden wach ans Zweck-Duo Graf und Claudia Kohde-Kilsch. Die allerdings mochten sich wohl noch weniger. Und außerdem: Rivalinnen können sich auch nach vorne treiben. Was die Linkshänderin Kerber, die früher allzu wenig an sich glaubte, so stark macht? »Ihre gute Beweglichkeit mit der klasse Antizipation, ihre Konstanz und Konterstärke. Außerdem ist sie enorm zäh«, sagt Rittner.

Wimbledon 2011 war der Wendepunkt in Kerbers Karriere. Nach einer desaströsen ersten Saisonhälfte kassierte sie dort eine klägliche Erstrundenniederlage gegen die englische Nachwuchsspielerin Laura Robson. In Wimbledon 2012 feierte sie nun ihren 45. Matchgewinn des Jahres - das ist spitze auf der Tour. Und erst als vierte deutsche Wimbledon-Halbfinalistin nach Bettina Bunge (1982), Graf und Lisicki träumt sie nun vom ganz großen Coup in Wimbledon. Bei den Männern ist Florian Mayer im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Novak Djokovic (Serbien) ausgeschieden. Der 28-Jährige aus Bayreuth verlor glatt mit 4:6, 1:6, 4:6.

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