Bekanntschaft mit dem Asphalt

Nach zwei Stürzen sprintet André Greipel hinter Peter Sagan auf Platz zwei - nun kommen die Berge

  • Tom Mustroph, Metz
  • Lesedauer: 3 Min.

Gleich zwei Stürze vermasselten André Greipel das Triple. Schon in der Frühphase des Rennens machte er - gemeinsam mit sechs anderen Fahrern, darunter die Podiumskandidaten Alejandro Valverde (Spanien) und Robert Gesink (Niederlande) - Bekanntschaft mit dem Asphalt. Er zog sich Verletzungen am linken Arm, der linken Schulter und den Fingern der linken Hand zu, konnte aber das Rennen fortsetzen. 62 km vor dem Ziel ereignete sich das gleiche Malheur. Den letzten Kampf der schnellen Männer vor den Mittelgebirgsetappen in den Vogesen und den Alpen entschied dann Peter Sagan (Slowakei) ganz knapp vor dem lädierten Greipel für sich.

Den 207 km langen Anlauf zu diesem Sprint hatte eine vierköpfige Ausreißergruppe belebt. Wieder schickten französische Teams ihr Fahrer auf die Flucht. Der Italiener Davide Malacarne und Romain Zingle (Belgien) übernahmen diese Aufgabe. Mit dabei noch der starke Däne Karsten Kroon und David Zabriskie. Den Amerikaner mag der Wunsch getrieben haben, auch einmal für sportliche Schlagzeilen zu sorgen und nicht allein als Anti-Armstrong-Kronzeuge in die Annalen dieser Tour einzugehen. Der flache Parcours kam dem Zeitfahrspezialisten bei der Wahl seiner Showbühne entgegen. Der Vorsprung wuchs zwischenzeitlich auf über sechs Minuten. 30 km vor dem Ziel war er aber bereits auf unter eine Minute gesunken. Die Sprintspezialisten mochten sich nicht noch einmal auf eine solche knappe Entscheidung wie am Donnerstag einlassen, als die Ausreißer erst hinter dem roten Teufelslappen gestellt wurden.

Dies war eine gute Vorsorge, denn 20 km vor dem Ziel zerriss das Peloton nach einem Massensturz in zwei Teile und gab den Ausreißern noch eine Extrachance. Mark Cavendish (Großbritannien) gehörte zu den Distanzierten, aber auch Fränk Schleck (Luxemburg), Girosieger Ryder Hesjedal (Kanada) und die beiden Holländer Mollema und Gesink. Sie alle erlitten einen Rückschlag im Kampf um Podiumsplätze.

Sie können aber bereits am Wochenende für Schadensbegrenzung sorgen. Heute steht die 5,9 km kurze, aber extrem steile Rampe (Durchschnittssteigung 8,5% mit Spitzen von 11, 13 und 14%) hoch zur Skistation mit dem sprechenden Namen Planche des Belles Filles auf dem Programm. Zwar erwartet Sean Yates, sportlicher Leiter vom Wiggins-Rennstall Sky »keine großen Abstände unter den Ersten. Aber wer schlecht drauf ist, fällt hinten raus«, sagte er »nd«. Yates glaubt an eine lebhafte Auseinandersetzung: »Jeder wird hier versuchen, Zeit auf Bradley Wiggins herauszuholen«, meinte er. Den exzellenten Zeitfahrer kann die Konkurrenz nur in den Bergen zermürben.

»Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Und wir werden uns etwas einfallen lassen«, gibt sich Sylwester Szmyd, einer der besten Helfer in den Bergen und bei Liquigas für die Attackenvorbereitung des Podiumskandidaten Vincenzo Nibali zuständig, kämpferisch. Am Sonntag könnte der mit sieben Bergen gespickte Kurs ins Schweizer Jura für weitere Aufreger sorgen. Das Kapitel Sprint wird für eine Woche geschlossen. Und für die Gesamtwertung wird es ernst.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -