Wachstum auch ohne Beschleuniger

Dänische Schweinezüchter zeigen, wie es ohne Antibiotika geht

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Während in Deutschland immer wieder Antibiotikareste in heimischem Fleisch für Ärger sorgen, hat das Schweineexportland Dänemark den Antibiotikaverbrauch massiv reduziert.

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: die dänischen Schweinezüchter exportieren jährlich für fast drei Milliarden Euro Schweinefleischprodukte. Ein Einbruch hätte schmerzhafte Folgen für die einzelnen Produzenten und für das Land.

Für Verbraucher wird die Frage der Tiergesundheit immer wichtiger und dabei geht es nicht nur um die Lebensbedingungen der Tiere vor der Schlachtung. Auch der Medikamenteneinsatz dabei interessiert. Seit den 1950er Jahren wurden Hausschweine zunächst in den USA und später auch in Europa routinemäßig mit wachstumsfördernden Antibiotika behandelt. Zehn Jahre später kamen sie bereits in Verdacht, Antibiotikaresistenzen bei Bakterien zu verursachen.

Als junger Doktorand wurde Frank Møller Arestrup vor 20 Jahren auf einige beunruhigende Statistiken zum Antibiotikaverbrauch aufmerksam. Mit einigen Kollegen wies er 1995 erstmals einen multiresistenten Bakterienstamm bei Schweinen nach - gefährlich nicht nur für die Tiere, sondern auch für Menschen, die im Stall oder über das Fleisch die Erreger aufnehmen. Zunächst gegen den Widerstand der Branche machten Arestrup und seine Kollegen auf die möglichen Folgen aufmerksam.

Schweinezucht im industriellen Umfang ohne Wachstumsbeschleuniger schien damals undenkbar. Doch auf Druck von Politik und Medien verzichtete die dänische Schweinemastbranche 2000 freiwillig auf den Einsatz der Wachstumsbeschleuniger. Die Geflügelwirtschaft war schon zwei Jahre vorher so weit.

Die anfangs befürchteten Wettbewerbsnachteile blieben zur allgemeinen Überraschung aus. Im Gegenteil, die Schweine gediehen besser als zuvor. Vermutet wird, dass das im Vergleich zur Nachkriegszeit bessere Futter von heute die zeitweiligen Vorteile der Antibiotika aufwiegt. Wurden zur Jahrtausendwende noch Schweinefleischprodukte für 2,8 Milliarden Euro exportiert, waren es 2011 schon vier Milliarden Euro.

Seit zwei Jahren arbeitet die Branche gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium auch am begrenzten Einsatz von Antibiotika zur Krankheitsvorbeugung. In den vergangenen zwei Jahren wurde die verabreichte Menge bereits um vierzig Prozent gesenkt. Während der führende Schweinefleischexporteur seinen Verbrauch senkt oder abschafft, steigt der Verbrauch an Antibiotika für Haustiere global gesehen jedoch noch immer stark.

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