Friedrich will hart durchgreifen

Innenminister plant Reform des Verfassungsschutzes

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (AFP/nd). Nach der Affäre um die Vernichtung von Akten über Rechtsextreme plant Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eine Neuorganisation des Verfassungsschutzes. Die aufgetretenen Mängel zeigten, dass es »in unserem Verfassungsschutzverbund dringenden Reformbedarf gibt«, sagte Friedrich der »Bild am Sonntag«. Berichten zufolge war der Verfassungsschutz in der Thüringer Neonaziszene stärker aktiv als bislang bekannt - trotzdem konnte die Terrorgruppe NSU zehn Menschen ermorden.

Friedrich versprach Besserung. Er wolle den Verfassungsschutz »ohne jedes Tabu zu überprüfen und wo notwendig zu verändern«. Eine Reduzierung der derzeit 16 Landesämter schloss er nicht aus. »An die Frage des Verfassungsschutzes auf Bundes- und Länderebene sollte man offen und ergebnisorientiert herangehen«, erläuterte der CSU-Politiker. Einerseits seien Kräfte vor Ort nötig, andererseits eine »Zentrale, in der die Fäden zusammenlaufen«. Darüber werde er mit seinen Kollegen in den Ländern sprechen.

Die Entscheidung über einen Nachfolger für Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm will Friedrich nicht unter Zeitdruck treffen. Zunächst gehe es darum, die Grundzüge einer Reform zu formulieren. »Das verlangt Gründlichkeit und keine Schnellschüsse. Der neue Präsident hat dann die Aufgabe, diese Reform umzusetzen«, erklärte Friedrich. Nach den Pannen bei der Verfolgung des NSU hatte Fromm am vergangenen Montag den Verzicht auf sein Amt erklärt. Zuvor war bekannt geworden, dass Akten der »Operation Rennsteig« mit Informationen über Thüringer Rechtsextremisten beim Bundesamt für Verfassungsschutz kurz nach Aufdeckung der NSU-Mordserie vernichtet worden waren.

Insgesamt waren in Thüringen, dem Herkunftsland des NSU, zwischen 1997 und 2005 zehn Rechtsextreme als V-Leute aktiv. Nach Abschluss der »Operation Rennsteig« wurden der »Berliner Zeitung« zufolge im Jahr 2003 weitere Neonazis aus dem Freistaat als Spitzel rekrutiert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.