Saudische Frauen in London am Start
Erstmals nominieren alle Nationen Athleten beider Geschlechter für die Olympischen Spiele
Die olympische Bewegung feiert eine historische Premiere. Nach der Zusage Saudi-Arabiens, zwei Athletinnen zu den Spielen nach London zu schicken, werden erstmals in der Olympischen Geschichte alle Teams auch Frauen am Start haben. Zweieinhalb Wochen vor der Eröffnungsfeier nominierte das Königreich Judoka Wodjan Ali Seraj Abdulrahim Shahrkhani und 800-Meter-Läuferin Sarah Attar für das Spektakel in der englischen Hauptstadt.
»Das ist eine sehr positive Nachricht. Wir sind hocherfreut, dass wir diese beiden Sportlerinnen in einigen Wochen in London begrüßen können«, sagte IOC-Präsident Jacques Rogge am Donnerstag und sprach von einer ermutigenden Entwicklung in der diplomatisch heiklen Mission.
Monatelang hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) an der olympischen Gleichberechtigung gearbeitet. Der anhaltende Dialog zwischen saudi-arabischen Politikern und Spitzenfunktionären sei letztlich fruchtbar gewesen, stellte der Belgier zufrieden fest. »Eine große Inspiration, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, ist die Tatsache, dass ich eine der ersten Frauen aus Saudi-Arabien bin, die dabei ist«, sagte die 17 Jahre junge Sarah Attar beim Training im kalifornischen San Diego, »es ist eine große Ehre, und ich hoffe, dass es den Frauen dort wirklich weiterhilft, mehr in den Sport involviert zu sein.«
Saudi-Arabien, Katar und Brunei waren die einzigen Länder ohne Starterinnen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Katar und Brunei hatten bereits vor Monaten zugesagt, Athletinnen nach London zu schicken. Die Leichtathletin Maziah Mahusin wird Brunei vertreten, für Katar starten die Schwimmerin Nada Arkaji, Noor Al-Malki (Leichtathletik), Aya Magdy (Tischtennis) und Bahiya Al-Hamad (Schießen), die zudem bei der Eröffnungszeremonie die Fahne für ihr Land tragen soll.
Rogge kann die Zusage der Saudis 14 Monate vor dem Ende seiner zweiten und letzten Amtszeit als persönlichen Erfolg verbuchen. Zum Beginn seiner Präsidentschaft 2001 hatte er angekündigt, sich für die olympische Gleichberechtigung einsetzen zu wollen.
Bei den Spielen 1984 in Los Angeles lag der Anteil der Frauen nur bei 23 Prozent, 24 Jahre später in Peking waren es schon 43 Prozent. In London steigt die Frauenquote sogar auf 45 Prozent. Durch das Olympiadebüt der Boxerinnen gibt es auch keine Disziplin mehr ohne weibliche Teilnehmer. In Sotschi feiern die Skispringerinnen 2014 ihre Olympiapremiere. Nur im IOC selbst besteht noch gewaltiger Nachholbedarf. Nur 20 der 112 IOC-Mitglieder sind Frauen.
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