Einfach zu langsam

Schwimmer Biedermann rätselt über Platz fünf

  • Thomas Lipinski und Tobias Küpper, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Paul Biedermann starrte ungläubig auf die Anzeigetafel und stieg ratlos aus dem Olympia-Becken von London. Platz fünf auf seiner Paradestrecke über 200 m Freistil - der Traum vom »perfekten Rennen« und der ersten Olympiamedaille war für den Schwimmweltrekordler geplatzt. »Ich frage mich gerade, ob das alles war, was drin war«, sagte der 25-Jährige: »Es hat sich gut angefühlt, aber die Endzeit ist zu langsam.«

Nach 1:45,53 Minuten fehlten dem WM-Dritten sechs Zehntelsekunden zu Edelmetall - zwei Tage nach seinem Debakel über die doppelte Distanz ein erneuter Rückschlag. »Aber so ist es halt, wenn man nicht 100 Prozent fit ist«, sagte Biedermann, den offenbar Rückenprobleme plagten.

Gold im mit Spannung erwarteten Kampf der »Giganten« schnappte sich der französische Jungstar Yannick Agnel, der schon die Freistilstaffel zum Olympiasieg geführt hatte, in Jahresweltbestzeit (1:43,14). Weltmeister Ryan Lochte aus den USA schwamm überraschend hinter den zeitgleichen Sun Yang (China) und Park Tae Hwan (Südkorea/beide 1:44,93) ebenfalls an einer Medaille vorbei.

»Ich denke, das war schön anzuschauen, ein Hochkaräter«, sagte Biedermann: »Vor Agnel kann ich nur den Hut ziehen, das war eine fantastische Zeit.« Ein letztes Ziel hat der WM-Dritte im Aquatics Centre dennoch: Mit der 4 x 200-m-Staffel schwimmt er am Dienstag ein weiteres Mal gegen die Stars der Szene, doch die Aussichten auf Edelmetall sind nach den bisherigen Leistungen eher schlecht. »Jetzt muss ich mich für die Staffel motivieren, da gibt es Jungs, die auf mich zählen«, sagte Biedermann.

Auf eine Medaille musste auch Vize-Europameister Helge Meeuw bei seinen letzten Olympischen Spielen verzichten, dennoch war der Magdeburger nach seinem sechsten Platz über 100 m Rücken in 53,48 Sekunden zufrieden. »Ich war dreimal bei Olympia, zweimal davon Scheiße. Jetzt bin ich überfroh, dass ich im Finale war«, sagte der 27-Jährige, der spätestens im nächsten Jahr seine Karriere beenden will.

»Das perfekte Rennen und noch ein bisschen mehr« hatte Biedermann schwimmen wollen. Schon seit Monaten hatte er dem Finale entgegengefiebert, das von vielen zum Höhepunkt der Schwimmwettbewerbe hoch gejubelt worden war. Allerdings fehlte Superstar Michael Phelps, der sich auf andere Starts konzentrieren wollte. Für Biedermann eine Enttäuschung, denn das Duell mit dem Rekordolympiasieger motivierte ihn immer besonders - seit er 2009 dem US-Amerikaner Weltrekord und WM-Titel geraubt hatte.

Doch auch ohne Phelps ging es zur Sache: Agnel suchte sein Heil in der Flucht und schwamm vom Start vorneweg. Biedermann, der von seiner Freundin Britta Steffen und anderen deutschen Schwimmern auf der Tribüne mit Sprechchören angefeuert wurde, konnte eine Bahn neben dem 20-Jährigen nur schwer mithalten. Nach 100 m lag er bereits auf Rang fünf, der sonst von der Konkurrenz gefürchtete Schlusspurt blieb aus.

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