Kein Almosen

Tragisches Aus von Hochspringerin Ariane Friedrich

  • Erik Eggers, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Ende war es nicht nur die fehlende Sprungkraft, sondern auch eine Geschlechterfrage. »Bei den Männern wären einfach alle gegangen«, meinte Günter Eisinger, Trainer der Hochspringerin Ariane Friedrich. Dann wäre den Kampfrichtern gar nichts anderes übriggeblieben, als alle 14 Athletinnen, die bereits 1,93 Meter überquert hatten, für das Finale am Samstag zuzulassen. Aber die Frauen einigten sich nicht. »Das passte alles irgendwie in dieses Jahr«, sagte Eisinger, während bei Friedrich die Tränen kullerten.

Dabei wähnte sie sich schon im Finale. Das Kampfgericht jedoch entschied, die drei Athletinnen weiter springen zu lassen, die 1,93 Meter nicht im ersten Versuch gesprungen hatten. »Sportlich korrekt«, wie Eisinger anerkannte. Die Usbekin Svetlana Radzivil schaffte als einzige die 1,96 Meter. Friedrich scheiterte - auf tragische Art. Sie riss die Latte im dritten Versuch mit der Ferse, nachdem sie schon drüber war. »Sie hatte die Höhe drin«, sagte Eisinger, »das war erstaunlich, denn es war schwierig zurückzukommen in den Wettkampf, wenn man denkt, er ist schon vorbei.«

Eisinger war »im Zwiespalt«. Einerseits könne man einer Sportlerin nichts vorwerfen, wenn sie persönliche Jahresbestleistung springe. Auch könne man Friedrich nicht genug dafür loben, dass sie nach ihrem Achillessehnenriss im Sprungfuß 2010 überhaupt zurückgekommen war. Andererseits, räumte der Coach ein, »haben wir unser Ziel, die Finalteilnahme, verpasst«.

Friedrich wie Eisinger machten aus ihrer Enttäuschung über die öffentlichen Diskussionen keinen Hehl. Dass die 28-Jährige trotz fehlender A-Norm vom Deutschen Leichtathletik-Verband nominiert worden war, hatte Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth kritisiert. Der Verband möge doch nach Leistung und nicht nach der Farbe der Haare aufstellen. »Ich bin traurig, dass es solche Nestbeschmutzer gibt«, ließ Friedrich wissen.

Eisinger betonte, dass die Nominierung »kein Almosen« gewesen sei, sondern die Olympiasiebte von 2008 zweimal die B-Norm erfüllt habe. Diese Nominierung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DSOB) scheint gerechtfertigt, anders die Nominierungspraxis bei zwei anderen Athleten. So hatte Speerwurf-Weltmeister Matthias De Zordo, die zweite diskutierte Nominierung im DLV, in seiner Qualifikation seine drei mäßigen Versuche ungültig gemacht. Die Trainingswerte seien gut gewesen, das habe den Start gerechtfertigt, sagte der Saarbrücker. »Der DOSB ist für mich quasi in Vorlage getreten, da ist es schon bitter, dass ich das jetzt nicht zurückgeben konnte.« Auch De Zordo hatte die A-Norm gefehlt.

Bleibt die Frage, warum der DOSB hingegen den Tennisprofi Tommy Haas nicht nominiert hat. Denn auch Haas war lange durch Verletzung gehandicapt und im Juni, als er das Rasenturnier von Halle gewann, wieder in Topform. »Das kann man einfach nicht verstehen«, so Haas.

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