Grund zum Grübeln

Standpunkt von Gabriele Oertel

  • Lesedauer: 1 Min.

Da ist er also, der seit Göttingen schon mehrfach vorausgesagte »Aufstand« der ostdeutschen Landes- und Fraktionschefs der LINKEN gegen ihre Genossen aus dem Westen. In Gestalt eines Briefes an die Ost-West-Bundesdoppelspitze, in dem Klaus Lederer stellvertretend die Fehlstellen der inneren Vereinigung der Partei auflistet. Ein bisschen anklagend, aber auch ein bisschen klagend wird die demokratische Gleichheit der Mitglieder beschworen, der die mangelnde Transparenz bei Mitgliederzahlen und fehlende Beitragsehrlichkeit in den Westverbänden fünf Jahre nach der Vereinigung tatsächlich im Wege steht. Mit einem eher trotzig-traurigen Blick nach hinten konstatieren die Ost-LINKEN die Unterbelichtung von DDR-Biografien im Parteivorstand. Selbst ihre durchaus berechtigte Beschreibung der Verdienste der PDS als Kümmererpartei nach der deutschen Einheit, der Verweis auf die gesammelten doppelten Transformationserfahrungen und die Erinnerung, nur im Osten zur Volkspartei gewachsen zu sein, die Aufzählung also der eigenen Stärken, klingt nicht gerade kraftvoll. Und wenig geeignet - aber sicher dennoch weiter benutzt -, die Mär vom »Aufstand« Ost in der Linkspartei weiterzuverbreiten. Der Brief sollte bei den genannten wie vor allem bei den gemeinten Adressaten vielmehr Anlass sein, darüber nachzudenken, was eigentlich passiert ist in den vergangenen Jahren, dass ein Teil der vereinten Partei beim anderen Respekt einfordern muss, um für den künftigen Erfolg aller zu kämpfen.

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