Dezentrale Produktion

Agrarexperten fordern Umdenken beim Umgang mit Biosprit

  • Lesedauer: 2 Min.

Stuttgart (dpa/nd). Agrarexperten fordern ein radikales Umdenken beim Umgang mit dem umstrittenen Biosprit - besonders mit Blick auf steigende Kosten für Lebensmittel. »Wir sollten weiter Forschung und Entwicklung vorantreiben und nicht Biosprit aus der ersten Generation von Biokraftstoffen durch die Tankstellen jagen«, sagte Sozialökonom Harald Grethe von der Universität Hohenheim am Donnerstag in Stuttgart. Der Anbau von Biomasse führe zu einem weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise und wirke sich schädlich auf die Ernährungssicherheit und das Klima aus.

Vielmehr lohne es sich, auf die sogenannte zweite Generation von Ressourcen zu setzen, sagte die Leiterin des Zentrums für Bioenergie und Nachwachsende Rohstoffe, Iris Lewandowski. Denn Holz, Stroh, Gräser und Algen konkurrierten nicht mit Lebensmitteln. Um diese effektiv nutzen zu können, müssten aber teure Technologien entwickelt werden. Doch diese seien erst in 15 Jahren marktreif.

Der baden-württembergische Landesverband des Naturschutzbundes forderte deutlich mehr: »In Zukunft sollten Autos nicht mit Flüssigtreibstoffen weder aus der ersten noch aus der zweiten Generation des Biosprits betankt werden, denn diese Flüssigtreibstoffe werden bei der Kerosinsubstitution benötigt.« Und im Gegensatz zu Flugzeugen müssten Autos nicht mit Flüssigbrennstoffen betrieben werden.

Um bei der Biosprit-Produktion von Kraftstoffen wie E10 keine Lebensmittel zu verfeuern, hat Thomas Senn vom Fachgebiet Gärungstechnologie ein aus seiner Sicht »nachhaltiges Bioenergie-Konzept« entwickelt: Bundesweit wäre schon heute möglich, dass bis zu 400 regionale Kleinbrennereien Ethanol aus Mais, Hanf und anderen Nutzpflanzen herstellen. Die Infrastruktur sei vorhanden.

Das Problem: »Im Moment besteht kein Interesse, eine dezentrale Produktion in den Markt zu lassen«, sagte Senn. Ein nötiges Umrüsten der Anlagen würde hohe Kosten verschlingen. Das Vorhaben gilt unter den Betreibern daher als relativ unrentabel.

Bis 2020 soll die Biokraftstoffquote auf knapp zehn Prozent steigen. Doch diese Vorgabe steht in der Kritik. Angesichts der Debatte um hohe Getreidepreise und Zweifeln am ökologischen Nutzen stehen nur noch zwölf Prozent der Deutschen hinter dem Biosprit E10, wie eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer ergeben hatte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.