Nur ein schlechter Film
Tote US-Diplomaten, brennende Botschaften in Kairo und Bengasi: Mal wieder soll ein islamfeindlicher Film tausende wütende Muslime auf die Straße getrieben haben. Eigentlich Zeit für eine politische Filmkritik. Doch der Film ist so schlecht, dass es weder lohnt, ihn zu sehen, noch sich darüber aufzuregen.
Aus kulturkämpferischer Sicht könnte es kein besseres Eskalationsszenario geben: Ein Amerikaner, der sich als israelischen Juden und den Islam als Krebsgeschwür bezeichnet, dreht einen Film über Mohammad. Der evangelikale Prediger und Koranverbrenner Terry Jones wirbt für den Film ; ebenso ein in Ägypten verhasster ägyptischer Kopte, der Allah als „seinen Feind" bezeichnet. Der Film landet mit arabischen Untertiteln im Internet. Ägyptische Salafisten rufen zum Protest auf. In Kairo und im lybischen Bengasi stürmen wütende Demonstranten daraufhin die amerikanischen Botschaften. Mindestens vier Menschen sterben, unter ihnen der US-Botschafter in Libyen.
Die 14-Minuten-Fassung (möglicherweise gibt es gar keine längere) ist nicht mehr als die Ansammlung von Klischees aus der islamophoben Mottenkiste, die mit schlechter Technik, schlechten Schauspielern, schlechten Dialogen usw. visualisiert und vertont wurden:
Mohammad beim Sex. Mohammad im Vergleich zu einem Esel. Mohammad wie er zu Massakern aufruft. Mohammad als nutzloser Frauenheld. Mohammad, der die Misshandlung von Kindern befürwortet. Mohammad, der mit blutverschmiertem Schwert in die Kamera geifert.
Drei Monate sollen die Dreharbeiten gedauert, 104 Personen mitgewirkt, fünf Millionen Dollar der Film gekostet haben. Nichts davon merkt man dem Film an. Das Werk von Hobbyfilmer Sam Bacile hätte wohl nie sein Publikum gefunden, wenn er sich nicht entschieden hätte, fehlendes Talent durch plumpe Provokationen zu ersetzen. Der Film hätte seinen Produzenten hoffentlich in den finanziellen Ruin getrieben, hätten sich nicht einige Salafisten aus dem Mekka des schlechten Films Ägypten entschieden, ihm zu internationaler Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Letztendlich ist „Innocence of Muslims" einfach zu schlecht, um als Gegenstand politischer Projektionen zu taugen. Gründe, vor amerikanischen Botschaften zu demonstrieren, gibt es sicherlich bessere.
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