Was bisher warum geschah

prime time theater zeigt Jubiläumsfolge und bringt New Yorker Stück heraus

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Da saß sie im Publikum, die Prinzipalin, und erfreute sich an ihrer 80. GWSW-Folge. Nicht, dass sie darauf angewiesen wäre, über eigene Witze zu lachen. Es ist die Umsetzung der Kollegen auf der Bühne des prime time theaters, die ihr an diesem Abend das große Vergnügen macht. Meistens jedenfalls. Als Chefin hat man ja immer was zu meckern.

100 Theaterstücke schrieb Constanze Behrends schon. Die Theater-Sitcom »Gutes Wedding, schlechtes Wedding« war vor acht Jahren eigentlich nur ein Versuch. Sie wollte testen, ob sie ulkig werden kann. Na, das stellte sich schnell heraus. Kaum waren sie geboren, wurden die Typen ihrer ersten Theater-Sitcom der Welt - bis heute hat dem niemand widersprochen - vom Publikum geliebt. Es wollte und will wissen, wie die Sache weitergeht. Damit wäre das »warum« geklärt. Was bisher geschah, bekommen Neulinge vor jeder Folge filmisch kurz zu sehen.

Natürlich geraten mitunter einige aus der Weddinger Sippe etwas in den Hintergrund, andere kommen dazu. Das hat auch mit Umbesetzungen von Schauspielern zu tun. Künstlerische Wege trennen sich mitunter. Auf diese Weise verschwand die Figur Ahmed Ölgur. Der Liebste von Heidemarie Schinkel, der sächsischen Chefin des Weddinger Arbeitsamtes, ging in die Türkei und kehrt wohl nimmer wieder, weil er von jemand anders eben nicht so darzustellen ist, wie er war. Vielleicht kommt mal ein Großcousin Ahmeds aus Andalusien, um der Schinkelschen, die Constanze Behrends selbst spielt, zur Seite zu stehen.

Oder bändelt sie mit dem Postboten Kalle wieder an? Aktuell treibt er es mit Theresa vom Aroma-Studio in der Wichertstraße aus dem von ihm verachteten Prenzlauer Berg. Mit Richterin Klara Fall war er schon verheiratet. Von anderen Damen, die ihn vor Gericht zerrten, zu schweigen. Kalle ist unschuldig. »Ick liebe Frauen. Die sind weich und warm!«

Natürlich ist nicht jeder Witz von der Behrends neu erfunden. Was sie daraus macht, ist entscheidend. Beispielsweise tauchen in der Jubiläumsfolge »Illegal. Scheißegal« der gute und der böse Bulle auf, als Curly von der High-School Wedding wegen Rauschgiftbesitzes im Knast landet. Da massiert Polizist Schneider dem Festgenommenen den Rücken, während sich der selbst ernannte CSI-Praktikant Bauer in Drohgebärden übt. Und was meinen Sie wohl, was passiert, wenn Curlys Anwalt Pawel die Richterin fragt, ob er mal ans Richterpult treten darf? Da tritt er zu.

Curly kommt frei. Bestimmt nicht durch das so genannte Soli-Konzert der Band »The Friedrichshainis« vor dem Gerichtsbau. Hier und in anderen Szenen machte sich Julia Franzke als Gast gut im Schauspielerteam.

Die GWSW-Folgen der jüngsten Theatergründerin Deutschlands veränderten sich mit der Zeit. Mosaikhaftes ging zurück. Die Stücke wirken in sich geschlossener. Geblieben ist der Witz, schärfer wurde die Satire zu Fernsehformaten. Auch Kriminalstücke schrieb die Autorin für ihr Theater, dass sie zusammen mit ihrem Mann Oliver Tautorat führt. Ungefördert vom Senat, weil ungewöhnlich erfolgreich in Sachen Kultur für Theatergänger, die sonst keine sind. Kulturelle Bildung also.

Im Oktober hat zusätzlich zu GWSW ein Stück aus Amerika Premiere. Das prime time theater inszeniert den New Yorker Dauerbrenner »Liebe, Leid und alle meine Kleider«. Constanze Behrends konnte Gayle Tufts, Sabine Kaak, Susanne Pätzold und Petra Nadolny dafür gewinnen. Alles starke Frauen, die sich zusammen mit den Damen des prime time theaters zeigen. Was zieht man da bloß an? Vielleicht das kleine Schwarze. Größe 36. Wir tragen doch alle 36. Oder?

GWSW, ab 20.9. Do.-Di., 20.15 Uhr, ab 5.10. »Liebe, Leid und alle meine Kleider«, prime time theater, Müllerstr. 163 (Eing. Burgsdorfstr.), Tel.: (030) 49 90 79 58, www.primetimetheater.de

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -