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Bessern - nicht blamieren
Nach der Schul-Visitation stehen die ersten 70 Überprüfungsergebnisse im Internet
Entgegen den Aussagen diverser Lehrer-Petitionen sind Brandenburgs Schulen im allgemeinen gut auf ihre Aufgaben vorbereitet, und sie erfüllen die Erwartungen zufriedenstellen. Dennoch gebe es Schwächen, an deren Überwindung gearbeitet werden müsse, sagte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) gestern, als sie neue Ergebnisse der Schul-Visitation bekannt gab. Neu ist auch, dass die Prüfungs-»Noten« für Schulen nun im Internet veröffentlicht werden.
Die Visite - ein Begriff, den man eher dem Krankenhauswesen zuordnen würde - ist auch für das märkische Bildungswesen aktuell. Seit dem Schuljahr 2005/2006 werden staatliche Schulen einer Visitation, d.h. einem Qualitätstest unterzogen.
Dessen Ergebnisse für die ersten 70 Schulen sind nun im Internet aufschlagbar und damit öffentlich, teilte Münch gestern als Neuigkeit mit. Demnach könne den meisten Schulen attestiert werden, dass in ihnen eine gute und zweckmäßige pädagogische Arbeit geleistet wird, ein positives Arbeitsklima vorherrscht und ein respektvoller Umgang aller Beteiligten miteinander gegeben ist. Die Ministerin hob eine von Schülern und Eltern geäußerte Zufriedenheitsrate von 90 Prozent hervor. Schwächen nehmen die Prüfer vor allem auf dem Gebiet der individuellen Förderung wahr. Auch müssten Schulprogramme weiterentwickelt werden, fügte die Ministerin hinzu.
Das Verfahren der Visitation diene, so Ministerin Münch, der Qualitätssicherung und -verbesserung der schulischen Arbeit. Mit der Veröffentlichung komme nun die Transparenz hinzu. Weil es darum gehe, kein Kind zurückzulassen und allen optimale Lernbedingungen zu ermöglichen, sollen Stärken und Schwächen benannt und in den Schulen auf diesem Wege »Selbstheilungskräfte« gestärkt werden. So sei auch der Unterrichtsausfall und der Umgang der Schulen mit diesem Problem ein Thema der Visitation.
21 Schul-Visitatoren nehmen derzeit die märkischen Bildungseinrichtungen unter die Lupe. Zwei bis vier von ihnen prüfen jeweils drei Tage lang die Gegebenheiten. Dabei handelt es sich um diesbezüglich qualifizierte Pädagogen, doch nannte es die Ministerin »nicht ausgeschlossen«, dass künftig auch fachfremde Visitatoren, aus den Handwerkskammern eventuell, sich daran beteiligen, womit das Konzept weiterentwickelt würde. Schon heute ist es möglich, als Gast an einer SchulVisitation teilzunehmen und auch ein Urteil zu fällen - in die gültigen und veröffentlichten Bewertung geht das Laienurteil indessen nicht ein. Bis zu den Sommerferien sollen die Kurzbewertungen von rund 200 Schulen im Netz stehen.
Es gebe auch weniger schmeichelhafte Gesamturteile für Schulen, und es sei augenfällig, wie Schulen mit nahezu identischen Bedingungen sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, sagte Münch. »Mit dem Schulleiter steht und fällt alles.« Bei dem Visitationsverfahren käme es jedoch nicht darauf an, Schulen mit kritischen Berichten zu erschrecken oder zu blamieren. Grundsätzlich werden die Kurzbewertungen sechs Monate später bekannt gegeben, damit den jeweiligen Schulleitungen in der Zwischenzeit Gelegenheit gegeben werde, auf Einwände zu reagieren und Maßnahmen einzuleiten.
Die Leiterin der Gundschule Glienicke/Nordbahn (Schulamtsbereich Perleberg, Antje Burmeister, sagte, zunächst seien ihr drei Untersuchungstage zu wenig erschienen, um eine gültige Bewertung der Schule vorzunehmen. Doch habe sich in der Folge gezeigt, dass die Visitatoren jene Schwachpunkte aufgespürt hätten, die zuvor auch schon in der Schule diskutiert worden seien. Nun sei an ihrer Schule eine Wochenstunde für individuelles Lernen wieder eingeführt, eine Sozialarbeiterin eingestellt und auf den Fluren seien moderne Lerninseln eingerichtet worden.
Ausdrücklich betonte die Ministerin, dass von diesem Qualitätssicherungssystem, das im Jahr 1,32 Millionen Euro kostet, aus Kapazitätsgründen nur staatliche Schulen erfasst werden können. Kirchlich geführte Schulen indessen hätten ihr eigenes Qualitätssicherungssystem und man stehe in dieser Frage auch in Verbindung.
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