AIDS - die Krankheit ohne Namen

ND-Spendenaktion für Moçambique - gemeinsam mit SODI, INKOTA und WFD

  • Peter Steudtner
  • Lesedauer: 4 Min.
Eine Fortsetzungsgeschichte über ein junges Mädchen in Moçambique als Jugendbuch... Geht das? Es geht. Henning Mankell, Autor und Theatermacher aus Schweden, hat es geschafft.
Starautor Hennig Mankell, der nicht nur mit seinen Kriminalromanen um Kommissar Wallander, sondern inzwischen auch mit seinen Büchern über das Leben in Moçambique (unter anderen: Der Chronist der Winde) ein großes Publikum erreicht, schafft es auch mit seinem neuen Buch »Das Rätsel des Feuers«, Gefühle europäischer Jugendlicher mit den fiktiven aus Moçambique in Verbindung zu setzen. Sofia ist 15, aber ihrer Erfahrung nach schon fast erwachsen. Durch einen Minenunfall kam eine ihrer Schwestern ums Leben, sie selbst verlor dabei ihre Beine. Nur auf zwei Prothesen und mit Hilfe von Krücken geht sie nun durch das schwierige Leben, das sie mit ihrer Mutter, ihren beiden jüngeren Brüdern und ihrer älteren Schwester Rosa teilt. Rosa ist das Gegenteil von Sofia: »Gesund«, gut aussehend und immer von Jungen umgeben. Dieses Ideal der großen Schwester beginnt zu wanken, als Rosa die »Krankheit ohne Namen« bekommt: AIDS. »Ich bin so müde«, wiederholte Rosa. »Wie lange ich auch schlafe, ich habe das Gefühl, als hätte ich keine Kraft.« - »Bist du krank?« Rosa schüttelte den Kopf: »Mir tut nichts weh.« Dann sprachen sie nicht mehr darüber. - So leise kündigt Mankell in seinem Buch einen weiteren Schicksalsschlag für Sofia an. Mit viel Kraft schafft sie es jedoch, die Suche nach Heilung ihrer Schwester und ihr langsames Sterben bewusst zu erleben und trotzdem nicht daran zu zerbrechen. Rosas Schicksal ist eines unter vielen: Ungefähr 16 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Moçambiques haben sich bislang mit dem HI-Virus angesteckt. Die »Krankheit ohne Namen«, wie AIDS lange Zeit im südlichen Afrika hieß, wird in diesem Jahr die Zahl der AIDS-Waisen auf mehr als 500000 anwachsen lassen. Damit liegt Moçambique zwar noch am unteren Rand der Skala im Süden Afrikas, doch behandelt Mankell mit seinem Buch ein höchst schwieriges Thema in Moçambique, das in seinen ganzen Ausmaßen noch nicht bekannt ist. Durch die Verknüpfung von Sexualität und Krankheitsausbreitung sind traditionelle Verhaltensmuster und die aktuelle Armut entscheidende Faktoren, die sich nur schwer beeinflussen lassen. Mankell macht die Komplexität des Problems AIDS mit leisen Tönen deutlich, etwa, wenn Sofias Familie der einzige große Topf gestohlen wird, für den es keinen Ersatz gibt, oder wenn ein reicher Mann aus der Hauptstadt versucht, die Frauen des Dorfes von ihren angestammten Feldern zu vertreiben. Oder wenn es um Liebe geht und Rosa, nachdem sie weiß, dass sie AIDS hat, die Fragen stellt: »Muss man sterben, wenn man liebt?«, (...) »Was hat es überhaupt für einen Sinn zu lieben?« Mankell lässt Sofia darauf zum Glück keine Antwort geben, sondern beschreibt nur an anderen Stellen, wie sehr sich Sofia selbst einmal das Verliebtsein wünscht. Und so bricht das Buch auch mit dem einstigen Tabu, nicht über Sexualität und AIDS zu sprechen. Indem Sofias Gespräche mit anderen Dorfbewohnern und dem Arzt des Gesundheitspostens nachgezeichnet werden, wird indirekt AIDS-Aufklärung betrieben, ohne die moralische Keule zu schwingen. Klar wird durch Henning Mankells Buch auch, dass AIDS eng mit Armut und Mangel an Bildung verknüpft ist, und dass unser Beitrag zu einer Linderung der AIDS-Epidemie in Moçambique, nach dem mensch sich beim Lesen des Buches fragt, dem Motto »AIDS-Bekämpfung ist Armutsbekämpfung« folgen muss. Henning Mankell, der selbst ein Theater in Maputo leitet, beleuchtet mit seinen Büchern über Sofia nicht nur für jugendliche Leser die schwierigen aber trotzdem hoffnungsfrohen Lebenswelten von Jugendlichen, die mit HIV und AIDS konfrontiert sind, ohne diesen ausweichen zu können. Nach dem »Geheimnis des Feuers« und dem »Rätsel des Feuers« ist der dritte Band »Die Wut des Feuers« schon angekündigt.
Henning Mankell (1997): Das Geheimnis des Feuers, 160 Seiten, 10,90 Euro, Mankell (2002): Das Rätsel des Feuers, 212 Seiten, 10,90 Euro, Verlag Friedrich Oetinger. Spenden für die Bildungsprojekte von Solidaritätsdienst-international (Schule Mahulana),
INKOTA-netzwerk (Frauenkooperative »Che Guevara« in Maputo) und Weltfriedensdienst
(Berufsausbildungszentrum Chimoio) bitte auf das gemeinsame Spendenkonto der Aktion:
Solidaritätsdienst-international, Kennwort »Bildungschancen«,
Konto-Nr. 99 000 92 20, BLZ 100 500 00 (Berliner Sparkasse).
Postadresse: Spendenaktion Moçambique, Postfach 141572, 10149 Berlin,
E-Mail-Kontakt: mocambique@inkota.de,
Spendenquittungen nach Ende der Aktion über Tel: 030-9286047 (SODI)
Moçambique - ein Weg aus der Armut

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