Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Müssen die Frauen der Ex-DDR zurück an den Herd?

  • Lesedauer: 3 Min.

„Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“ So beginnt Artikel 1 der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“, die Olympe de Gouges genau vor zweihundert Jahren formulierte, damit die berühmte Erklärung der Menschenrechte von 1789 nicht länger als Erklärung von Männerrechten verstanden wird. Seinerzeit unterband man solcherart Aufsässigkeit auf ebenso einfache wie erfolgreiche Weise: unter der Guillotine.

Die Gleichberechtigung ist zwar heute in der Verfassung festgeschrieben, doch die gesellschaftliche Realität sieht anders aus. Frauen sind nach wie vor massiv benachteiligt. Das gilt nicht zuletzt für das Arbeitsleben. Von den 1 068 639 Erwerbslosen im Osten Deutschlands sind 41,5 Prozent Männer, aber 58,5 Prozent Frauen. In einigen Regionen trifft es sie besonders hart. Zwischen Altenburg und Suhl sind es 60,7 Prozent, in Chemnitz 60 Prozent. So eindrucksvoll diese Zahlen sind, ge-

ben sie dennoch nicht das reale Bild wieder. Mit den überwiegend weiblichen Vorruheständlern dürfte der tatsächliche Anteil der Frauen an Erwerbslosigkeit weit jenseits der 60-Prozent-Marke liegen.

Wie das in der Praxis gehandhabt wird, schilderte kürzlich beim Arbeitslosentreff Verena Böhme. Von den 43 Beschäftigten ihrer Abteilung mußten 21 gehen, davon 16 der 20 Frauen. Den blauen Brief begleiteten die „trostreichen“ Worte: „Für Sie wird es ja nicht so schlimm, Ihr Mann hat ja Arbeit. Sie können sich dann mehr um Ihre Kinder kümmern.“ Mit Recht fragt sie, wieso sagt das niemand zu einem Mann? Wie Verena Böhme ahnen schon viele, daß sie verlieren sollen, was sie einst für selbstverständlich hielten: das Recht auf Arbeit, Selbständigkeit und eigenständige Sicherung ihres Lebens.

Als hätte es 40 Jahre DDR nie gegeben, wird das allgemeingültige bundesdeutsche Rollenverständnis zwischen Mann und Frau ungehemmt übernommen. Die Weib-

lichkeit gehört zuallererst an den heimischen Herd. Indes, Umfragen in Brandenburg haben ergeben, daß nur zwei Prozent ihre Berufung als Hausfrau sehen, in Sachsen drei Prozent.

Aber die Gefahr ist groß, in den Strudel bundesdeutscher Tatsachen zu geraten. Obwohl in Schulbildung den Jungen ebenbürtig, sind zwei Drittel derjenigen, die keine Lehrstelle erhalten, Mädchen. Im Berufsleben setzt sich das fort. Frauen haben es schwerer, eingestellt zu werden, haben wegen ihrer Doppelbelastung weniger Aufstiegschancen und werden eher entlassen. Dazu die SPD- Politikerin Konstanze Wegner: „Überall in der Gesellschaft sehen wir das Bild der Pyramide: Im unteren Besoldungsbereich sind Frauen überproportional vertreten, je höher die Hierarchie, desto weniger Frauen finden wir, egal, ob wir die Wirtschaft, die Politik, den öffentlichen Dienst oder den Wissenschaftsbereich betrachten... Dieses, die gesamte Biografie prägende System

trag zum Ausdruck kommt und die ich auch vom Niveau des ND erwarte. Es ist meiner Meinung nach richtig, Egon Krenz nach einer 20monatigen Arbeitslosigkeit endlich eine Chance für eine Berufsausübung zu geben, die er sich wie viele Betroffene mit einer Umschulung erwerben muß. Meine-Anerkennung gilt dem Finanzmakler Herrn Breuer wegen seiner akzeptablen menschlichen Begründung, mit der er sich bei der Einstellung von Egon Krenz über die bislang herrschende Voreingenommenheit “hinwegsetzt. So habe ich mir im Grunde genommen den Umgang miteinander nach dem Beitritt erhofft.

Lilo Krüger, Mühlhausen, 5700

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.