- Sport
- Ohne Erwin Benke wäre das Rangsdorfer Handballturnier nicht denkbar
Ein Oldtimer umschiffte alle Klippen
Immer hatte er seine Finger im Spiel. So- manche Schwierigkeit meisterte er auch schon vor der Wende mit neuen Überlegungen. Erwin Benke heißt der Mann, der sich nun anschickt, das in die Jahre gekommene internationale Rangsdorfer Frauenhandball-Tumier zum 36stenmal über das Parkett zu bringen. Zu sehr ist momentan sein Kopf voll, als daß er sofort wußte, wann eigentlich die Nummer eins gestartet wurde. Aber seine Statistik ist akribisch. Ein Blick in die Ordner, und alles ist parat. 1956 begann alles. Fortan ließ ihn sein Turnier nicht mehr los. „Es war und ist ein Stück meines Lebens.“ Als Rentner hat der ehemalige Sportlehrer nun auch mehr Zeit, sich um alles zu kümmern. War der ganze Organisationsballast zuvor auf viele Schultern der rührigen Handball-Sektion verteilt, so lastet nun auf seinen Schultern fast die ganze Arbeit.
Hauptproblem wie immer - das Geld. Vormals schon meist das größte Problem, ist es heute noch akuter. Erwin Benke aber hat seine Drähte, kennt Hinz und Kunz und hat den Landessportbund Berlin sowie die Landesregierung Brandenburg „angezapft“. Über den
Etat wollte er nicht reden. Auch kleine Sponsoren halfen mit. Lokalzeitungen und Bürgermeister stifteten Preise. Das diesmalige Teilnehmerfeld ist so ausgesucht, daß es keine Übernachtungsprobleme gibt. Drei Berliner Mannschaften brauchen keine Zimmer. Auch der BFV Frankfurt fährt am Abend des 4. Januar heim. „Zum Glück bekommen wir die drei am weitest gereisten Mannschaften in gastronomischen Einrichtungen des Dorfes oder im Nachbardorf unter. Mit Privatquartieren, wie das früher oft der Fall war, ist derzeit kaum etwas zu machen.“ Vielleicht im nächsten Jahr, wenn sich manches geglättet haben könnte. Auch der einstige große Organisationsstab ist kleiner geworden, arbeitet dafür aber effektiver.
Die Mannschaft von Lok Rangsdorf gewann das Turnier letztmals 1962. Danach hatte sie gegen die führenden Sportklubs keine Chancen mehr. 'Zwölfmal siegte der SC Leipzig, sechsmal Frankfurt, viermal der TSC. Aber die Rangsdorf erinnen sind noch da. In der Nordstaffel der zweiten Bundesliga kämpfen sie derzeit im unteren Tabellendrittel um den Klassenerhalt. Ein Junguntemehmer, der im süd-
lichen Gebiet von Berlin mit mehreren Lebensmittel-Verkaufseinrichtungen den Kampf gegen die Großen aufnahm, finanziert die länger gewordenen Reisen. „Wenn alles auch schwerer ist, wir lassen uns nicht so schnell unterkriegen“, meint Erwin Benke, der für die aus Kostengründen kurzfristig absagende Mannschaft aus dem rumänischen Bacau sofort mit dem Bundesligisten SV Berliner VB 49 das Achterfeld wieder komplett hatte. Die Resultate werden am kommenden Wochenende vermutlich auf den Sportseiten wenig Beachtung finden. Es ist eben nur ein ganz normales Turnier. Kein Europapokal, kein Weltcup, kein Fernsehen. Aber eben ein Ereignis, das gerade am Anfang des neues Jahres gut in die etwas düster gewordene Sportlandschaft der selten im Blickpunkt stehenden Gemeinschaften paßt.
Gruppe A: Pokalverteidiger SC Leipzig, BFV Frankfurt, GutsMuths, SV Berliner VB. Gruppe B: Adler Wilna (Egle Vilnius), Buxtehuder SV, TSC Berlin, Lok Rangsdorf. Vorrunde: Sonnabend ab 13.30 Uhr in der Schöneberger Sporthalle, Endrunde: Sonntag ab 14.30 Uhr in der Potsdamer Sporthalle.
ECKHARD GALLEY
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