Nagelprobe für Dieter Holtz in Sassnitz

PDS-Amtsinhaber kämpft gegen übergroße Koalition

  • Wolfgang Rex
  • Lesedauer: 3 Min.
Einer der ersten Bürgermeister mit dem Mitgliedsbuch der PDS war Dieter Holtz in Sassnitz. Am nächsten Sonntag stellt er sich nach siebenjähriger Amtszeit zur Wiederwahl.
Auf Rügen wird am 2.September nicht nur der Landrat gewählt. In der Hafenstadt Sassnitz geht es auch um den künftigen Bürgermeister. Die größten Chancen werden dem Amtsinhaber Dieter Holtz (PDS) zugeschrieben. Der SPD-Kandidat Jörg Piecha räumt ein, dass er mehr wegen der Vielfalt als wegen etwaiger Siegeschancen antritt. Für die CDU meldete sich Jörg Lenz als Kandidat. Seit der letzten Kommunalwahl stellt die »Christlich-soziale Wählergruppe« als Kombination von CDU und FDP mit zehn Mitgliedern die größte Fraktion in der Stadtvertretung, die PDS folgt mit neun (37 Prozent aller abgegebenen Stimmen), die SPD mit drei Vertretern. Dieter Holtz setzt bei der Wahl vor allem auf seinen persönlichen Einsatz als Bürgermeister. Er gehe zu Fuß durch die Stadt, um den persönlichen Kontakt mit möglichst allen Einwohnern zu haben, sagt der 52-Jährige über seine wichtigste Arbeitsmethode. Dabei habe er immer für ein solidarisches Miteinander geworben. Eine scheinbar übermächtige Koalition von »christlich/liberaler« Wählergemeinschaft und SPD plante eine vorzeitige Abwahl des Bürgermeisters durch den Stadtrat. Diese Koalition hat ihr Ziel längst aufgegeben. Aber nicht ihr Wirken. Es gibt zwar auch in Sassnitz wie in anderen Städten von Mecklenburg-Vorpommern ein Papier über die Zusammenarbeit von PDS und SPD in der Stadtvertretung. Seit der Ankunft von Udo Knapp in der Hafenstadt sei eine Kooperation nicht mehr möglich, bedauert Dieter Holtz. Der SPD-Politiker Knapp habe aus Sassnitz einen verlängerten Ku-Damm machen und nach eigenem Bekunden die Einwohnerzahl der Stadt verdoppeln wollen, meint Holtz. Allerdings stünde die SPD-Basis nicht geschlossen hinter Knapp. Auch in der Stadtvertretung arbeitet die übergroße Koalition zusammen. Die PDS beklagt, dass mit ihren Anträgen nach Willkür und Laune umgegangen werde. Nicht einmal einen Ausschussvorsitzenden dürfe die zweitstärkste Fraktion im Stadtrat stellen, berichtete Stadtvertreter Arno Tetzlaff. Die PDS setze im Gegensatz zur Koalition auf einheimische Unternehmer und auf Erhalt der Stadt als Industrie- wie Touristikstandort, erklärt der amtierende Bürgermeister. Zu seinen Erfolgen zählt Holtz, dass die industriellen Kerne der Stadt erhalten werden konnten. Dazu nennt er die Fischindustrie und den Fährhafen Mukran. Der arbeitet zwar auf einem niedrigeren Niveau als zu DDR-Zeiten. Er bringt aber den größten Teil der Steuereinnahmen in die Stadtkasse. Der Bürgermeister hofft, dass vor allem den früher von der Reichsbahn genutzten Hafenplatz weitere Unternehmer besiedeln. Derzeit ist der Haushalt von Sassnitz mit 19 Millionen Mark ausgeglichen. Das sei auch die Gesamtsumme der Steuereinnahmen, die die Stadt behalten kann. Da schweben allerdings noch Klagen über der Stadt. Die Gründe dafür stammen alle aus der ersten Wahlperiode, als er noch nicht Bürgermeister war, erklärt Holtz. Noch nicht entschieden ist die Klage wegen der Stadtentwicklungsgesellschaft. Die PDS wollte eine so genannte stille Abwicklung der Gesellschaft. Die Koalition aus Wählergruppe und SPD setzte jedoch einen Konkurs durch. Nun gehe es mit der Klage noch um die einst von der Stadt versprochenen Bürgschaften für die Entwicklungsgesellschaft, erklärt Holtz. Die könnten den Stadthaushalt noch einmal durcheinander bringen. Otto Ebnet, Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, besuchte dieser Tage Sassnitz. Er sehe, wenn er durch einen Ort fahre, ob dort ein guter Bürgermeister oder ein schlechter amtiere. Den Sassnitzer Bürgermeister zählte der SPD-Politiker zur guten Variante.

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