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Urlaub im Eieruhren-Sand

Ein »hyggelig« Ferienhaus findet sich zwischen Balka und Boderne immer

  • Wilfried Strahl
  • Lesedauer: 4 Min.
Wer in diesen Tagen der drückenden Hitze im Großstadtrevier entgehen möchte, der bucht Urlaub an der Ostsee. Wen es darüber hinaus nach Ruhe dürstet, dem sei der Sprung von Rügen aus hinüber zur kleinen Schwesterinsel Bornholm empfohlen. An den breiten Sandstränden zwischen Balka, Snögebäck, Dueodde und Boderne findet man selbst in der Saison noch ein Plätzchen, an dem man das Gefühl hat, man besitzt die Insel fast für sich. Und wer von der Qualität des Dueodder Strandsandes immer noch nicht überzeugt ist, dem sei gesagt: Einst zählte er zu den Exportschlagern der Insel. Die Eieruhren-Hersteller waren regelrecht besessen auf ihn. Ein »hyggelig« Ferienhaus, wie die Dänen sagen, ist dann gewissermaßen Vollendung der Erholung. Hyggelig heißt nämlich so viel wie gemütlich, klingt aber ehrlich gesagt weit treffender. Ein Fleckchen, an dem man sich garantiert wohl fühlt, ist die Alte Strandvogtei. Vor mehr als einem Jahrzehnt verliebte sich Eduard Dahlmann - eigentlich in Nordrhein-Westfalen zu Hause - in das Anwesen des einstigen Strandvogts, kaufte und gestaltete es zu einem idyllischen Ferienquartier um. Die Lage an der wildromantischen Küste zwischen dem malerischen Fischerdörfchen Gudhjem und den majestätischen Helligdommen-Klippen mit seinem Kunstmuseum ist wirklich einladend. Von den Terrassen der Alten Strandvogtei sieht man auch hinüber zu den rund 18 Kilometer vor Bornholm liegenden Erbseninseln Christiansö, Frederiksö und Gräsholmen. Ein Ausflug zu den Eiländern ist ein Erlebnis. Wir fuhren von Svaneke aus mit dem ehemaligen Postboot »Peter« und Kapitän Morten Vang. Etwa 100 Seelen leben heute noch auf den zwei bewohnten Inseln, erzählt uns der Schiffsführer. Etliche von ihnen leben von der Jagd auf das Schuppenwild. Und damit seien sie der Anfang der Bornholmer Alchemie. Bei solchem Hinweis wird man hellhörig. Aber so spektakulär, wie es sich anhört, ist die Sache mitnichten. Die silbern funkelnden Heringe, die die Fischer der Erbseninseln fangen, werden nämlich in den Bornholmer Rögerien mit Hilfe von Erlenholz zu golden glänzenden Bücklingen. Die meerumspülte Ferienidylle bietet viele Sehenswürdigkeiten. Die vier Rundkirchen in Nyker, Nylars, Olsker und Österlars beispielweise. Alle - im romanischen Stil gebaut und zwischen 800 und 900 Jahre alt - dienten einst nicht nur als Gotteshäuser, sondern auch als Wehranlagen. Allerdings bieten die Rundkirchen nicht nur Anlass zur Bewunderung ihrer Baumeister, auch künstlerische Kostbarkeiten gibt es reichlich. Die Decke der Mittelsäule der Österlarser Kirche beispielsweise ist mit einem figurenreichen Fresko aus gotischer Zeit verziert. Und vornehmlich in den Sommermonaten gibt es in den weithin weißleuchtenden Kirchen etliche Konzerte namhafter Künstler. Kunst gibt es allerdings auch anderswo reichlich zu entdecken. Keramik ist überaus weit verbreitet. Dafür erfährt man sogar einen plausiblen Grund. Beim Kohleabbau, der freilich nicht lohnend war, stieß man auf guten Ton. Aus ihm werden heute einzigartige Stücke gebrannt. Im Rönner Keramikmuseum sind einige davon zu bewundern. Den wertvollsten Schatz aus der Inselgeschichte findet man ebenfalls in der Inselhauptstadt Rönne. Das sind geheimnisvoll funkelnde Goldgubber, die man 1986 im nördlichen Bornholm fand. Die winzigen Goldplättchen, sicherlich aus heidnischer Vorzeit, sind mit winzigen figürlichen Darstellungen versehen. Wer die Sonneninsel jedoch richtig kennen lernen möchte, der muss auch das Innere, sozusagen das Herz Bornholms erkunden. Und dazu zählt die Region Almindingen. Der Name verrät, dass das Gebiet einst Allgemeingut war. Der Wald fiel so aber dem Schiffs- und Häuserbau zum Opfer, und erst dem Förster Hans Römer (1770 bis 1836) blieb es vorbehalten, die Flächen wieder aufzuforsten. Und so besitzt das Eiland heute einen Römerwald. Mit 2400 Hektar ist er das drittgrößte Waldgebiet Dänemarks. Ein Besuch im Almindingen ist aber auch aus anderen Gründen zu empfehlen. Die Insel besitzt mehrere Spaltentäler. Eins davon sind die Ekkodalen. Wer sie durchwandert, kommt sich vor, als wäre er im Elbsandsteingebirge. Im Almindingen kann der Wanderer auch den höchsten Berg Bornholms, den Rytterknägten, besteigen. Die Mühe indes hält sich in Grenzen. Sein Gipfel misst nur 162 Meter. Und nicht zuletzt ist hier die Trabrennbahn des Eilandes. Zwei Mal wöchentlich ruft der Starter die schnellen Pferdehufe an den Ablauf. Der Zuspruch ist groß. Die Insulaner lassen sich kaum ein Rennen entgehen. Nur geht alles im Vergleich zu anderen Rennbahnen in familiärer Picknickstimmung vonstatten. Ganz ruhig, ohne Hektik, gemütlich, eben hyggelig. Information: Fremdenverkehrsamt, Nordre Kystvej 3, DK-3700 Rönne, Tel. (004556) 959500 oder Dänisches Fremdenverkehrsamt, Glockengießerwall 2, 20095 Hamburg, Tel. (040) 320210. In der Hochsaison (20. Juni bis 31. August) verkehrt die Fähre »Rügen« ab Sassnitz von Montag bis Donnerstag täglich um 10 Uhr, Freitag um 11.45 und 21 Uhr, Sonnabend und Sonntag um 6 und 15 Uhr; Preis 270 Euro (Hin- und Rückfahrt) für sechs Meter langen Pkw und maximal neun Personen.

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