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  • Kultur
  • Ein kritischer Beobachter der Filmszene - Wolf Donner ist im Alter von 55 Jahren gestorben

Er sorgte für die Öffnung der Berlinale nach Osten

  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschland hat einen bedeutenden Filmpublizisten verloren. Wolf Donner ist im Alter von 55 Jahren am Dienstag in Berlin nach mehrwöchiger Krankheit im Beisein seiner Lebensgefährtin, der Regissourin Jeanine Meerapfel, gestorben. Der deutsche und der europäische Film verlieren mit Donner einen langjährigen kritischen, aber auch fördernden Wegbegleiter Seine Publikationen zum zeitgenössischen Kino und zur internationalen Filmwirtschaft fanden weithin lieachtung.

Wolf Donner, am 29 April 1939 in Wien geboren, promovierte nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft und arbeitete dann als Journalist und Redakteur beim Fernsehmagazin „Titel, Thesen, Temperamente“ und als Feuilletonredakteur und Filmkritiker der Wochenzeitung „Die Zeit“ Von 1977 bis 1979 leitete er die Internationalen Filmfestspiele in Berlin; seine Berufung stieß damals auf kritische Reaktionen der FDP und der Bonner CDU/CSU-Fraktion.

Donner hat Anteil daran, daß sich das Festival nach Osten öffnete. Eine erste Werkschau mit sechs Filmen von Konrad Wolf wurde 1977 gezeigt, im Wettbewerb lief sein Film „Mama, ich lebe“ Der Goldene Bär ging an den Film „Der Aufstieg“ der Russin Larissa Schepitko. Donners Tätigkeit für die Berlinale war nicht unumstritten. Die Verlegung des Festivals vom Sommer auf den Vorfrühling löste Proteste des internationalen Produzentenverbandes aus, seine Programmpolitik ging

politisch konservativen Kräften zu weit. So kam es im November 1978 zum spektakulären Rücktritt des Festivalleiters. Er ging als Kulturredakteur zum „Spiegel“

Berichte über Filmfestivals im Fernsehen - entstanden sie unter der Mitarbeit von Wolf Donner, boten nicht nur exakte Sachinformation, sondern waren auch in ihrem kritischen Ansatz anregend. Eine Ausnahme machte eigentlich nur die Berlinale, hier hatten sich offensichtlich Konflikte aus

Donners Zeit als Festivalleiter so tief eingegraben, daß sie gelegentlich seine sonst rühmenswerten objektiven Betrachtungen trübten.

Wolf Donner war auf den meisten europäischen Festivals als Beobachter, Kritiker, Fernsehkommentator oder als Mitglied internationaler Jurys zu finden. Auf Pressekonferenzen hat er sich nicht in Szene gesetzt. Er hat sich informiert, dann seine Pointen gesetzt und Schlußfolgerungen

gezogen. HORST KNIETZSCH

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