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  • Griechenland hat die Grenzen zu Albanien geschlossen

Irrational

  • Kurt Stenge
  • Lesedauer: 2 Min.

Zwischen Griechenland und Albanien braut sich 'was zusammen. Athen hat seinen Botschafter zurückgezogen und die Grenzen geschlossen, nachdem Tirana Vertreter der griechischen Minderheit in einem dubiosen Spionageprozeß verurteilen ließ. Vieles erinnert an die Zeit zu Beginn dieses Jahrhunderts, als die Staatsgrenzen in Südosteuropa von den jeweiligen Nachbarn mit lautem Säbelras-'seln in Frage gestellt wurden. Hinter nationalen Minderheiten witterte man den Geheimdienst ihrer „Heimatländer“, und Diplomatie erschien als hintertriebenes Spiel dunkler Mächte.

Daß in Albanien, wo sich viele Werte radikal wandelten, wo sich das Neue vor allem in Zerfall, Armut und Neo-Despotie zeigt, die Geschichte ihren Kreis schließt, ist ja noch nach-

vollziehbar. Bei einem Mitglied der „aufgeklärten“ EU erscheint dies überraschend - aber nur auf den ersten Blick, denn Aufschwung und Versprechungen der Nachkriegszeit sind auch in Griechenland längst einem Fatalismus gewichen, nach der Devise: Jeder muß sein eigenes Schäfchen ins Trockene bringen. Eingebildete Gefahr droht dabei selbst von zahnlosen Nachbarn wie Albanien oder dem ex-jugoslawischen Mazedonien.

Griechenland fühlt sich zudem als wirtschaftlicher Außenseiter der Zwölfergemeinschaft, von deren politischer „Kern“truppe an den Rand gedrängt. Die weitgehend irrationalen Konflikte Athens mit zwei seiner Nachbarn sind auch eine Reaktion darauf und deshalb ein Problem dieses EU-Kerns. Doch der hat dafür nur arrogantes Kopfschütteln übrig.

KURT STENGER

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