Mit zwei Pferden um die Welt

17500 Kilometer legte der »Weltumreiter« Manfred Schulze aus Geisenheim zurück

  • Peter Dietrich
  • Lesedauer: 3 Min.
Ostern 1996 begann Manfred Schulze aus Geisenheim am Rhein eine 17500 Kilometer lange Reise ins Ungewisse. Aus drei geplanten Reisejahren gemeinsam mit seinen zwei Pferden Puschkin und Panca wurden viereinhalb. Ohne Begleitfahrzeug oder Kutsche zog Schulze los, nachts wurden auf freiem Feld eine Koppel und ein kleines Zelt aufgebaut. Erst im Spreewald suchte und fand Schulze einen Planwagen. Jenseits der polnischen Grenze wurde er oft mit Speck und Brot und Wodka empfangen. An die Gastfreundschaft, die er auf der gesamten Tour erlebte, denkt er gern zurück. Beispielsweise an die alte Frau am Wegesrand, die ihm spontan ein Butterbrot zusteckte. In Sibirien kämpften Reiter und Pferde mit Mückenschwärmen. Gegen die Mücken half schließlich der Rauch eines Feuers neben der Koppel. Die Mongolei zum Greifen nahe, wollte ein General den Reiter nicht einreisen lassen. »Geh über Irkutsk oder geh nach Hause«, sagte man ihm. Erst ein wodkareiches Fest im Altai-Gebirge brachte die Lösung. Zwei Tage später durfte Schulze einreisen. Seine Beschreibung der Mongolei kommt einer Liebeserklärung gleich, noch heute leuchten seine Augen, wenn er von den Freunden erzählt, die er dort fand. Auch Monate ohne Verbindung mit Zuhause konnten an seiner Begeisterung nichts ändern. Während des Wartens auf sein chinesisches Visum lebte Schulze bei den Nomaden. Auch Panca hatte enge Kontakte zu Einheimischen: Ihre Begegnung mit einem mongolischen Steppenhengst sollte Folgen haben. Durch China musste Schulze seine Pferde im Wagen fahren. Damit sie nicht die Straßen beschmutzen, lautete die offizielle Begründung. In nur drei Tagen legte das »Dreiergespann« so reichlich 1200 Kilometer zurück. In Südkorea mussten die »Weltumreiser« in Quarantäne. Und dann der Schock: Blutuntersuchungen der Tiere ergaben, dass Puschkin einen Virus hat. Innerhalb von einer Woche sollte das Pferd zurück in sein Herkunftsland oder aber getötet werden. Puschkins Rettung kam in Form einer Einreisegenehmigung für die USA. Ein erneuter Bluttest ergab dort, dass beide Pferde gesund sind und Panca obendrein tragend. Am 6. Juli 1999 wurde Temujin geboren - sein Name ist die bürgerliche Bezeichnung des Dschingis Khan. Für Schulze bedeuteten die Mutterfreuden von Panca eine längere Zwangspause auf einer Ranch. Die Heimreise aus den USA legten Pferde und Reiter mit dem Flugzeug zurück. Im Herbst 2004 möchte Manfred Schulze zu seiner nächsten Reise starten, mit Puschkin und mit Temujin, den seine Begleiterin Biggi Halm reiten wird. In knapp zwei Jahren soll die Tour bis nach Ulan-Bator führen. Dann will er der legendären Seidenstraße folgen. Die Gesamtroute schätzt Schulze auf rund 14000 Kilometer. Für den jungen Temujin wird sie eine Rückkehr zu seinen Wurzeln sein. Information: Manfred Schulzes Abenteuer sind als Buch unter dem Titel »Mit zwei Pferden um die Welt«, ISBN 3-00-007492-9, erschienen. Preis: 22,50 Euro. Informationen auch unter www.weltumreiter.de.

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