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  • Sport
  • Warnemünder Sportakrobaten eine Macht / Ehemalige Aktive als Nachwuchstrainer

Drei von einst sind noch an Deck

  • Lesedauer: 3 Min.

Sie machten dereinst Furore: 95 Gold-, 119 Silber- und 87 Bronzemedaillen hatten sie bei DDR-Meisterschaften errungen. Trotzdem waren sie zu DTSB-Zeiten ein ungeliebtes Kind, weil nichtolympisch und daher wenig förderungswürdig. Die Rede ist von den Warnemünder Sportakrobaten. Ein Mauerblümchendasein spielten sie aber beileibe nicht.

Ganz im Gegenteil. Seit der Gründung der Abteilung Kunstkraftsport im Jahre 1958 bis in die Gegenwart mischten die Mädchen und Jungen von der BSG Motor Warnowwerft Warnemünde bei vielen Veranstaltungen kräftig mit. Und das hat sich bis heute - nun als SV Warnemünde und ohne „Sponsor“ Warnowwerft firmierend weitgehend erhalten. Jüngstes Beispiel sind die beiden Meistertitel, die die Akrobaten von den Meisterschaften im Oktober aus dem Baden-Württembergischen Wasseralfingen mit an die Warnow brachten. )

Ein Glücksfall für die Vereinsgeschichte war es sicherlich, daß aus der Sechsergruppe, die Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre Meisterwürden en gros erntete, noch heute drei Leute an Deck sind: Erwin und

Achim Gröhmann sowie Erich Paul. Nach wie vor widmen sich die drei mit Leidenschaft dem Nachwuchs. Jeden einzelnen „fischen“ sie von der Straße, denn von allein kommt kaum noch jemand zum Verein. „Wir sind mit unserem Sport verheiratet“, sagt Erwin Gröhmann dann auch unumwunden. „Gäbe es uns Alte nicht, würde es heute um den Breitensport düster aussehen.“

Die Sportakrobatik betrieben die Warnemünder Burschen seinerzeit mehr zum

Ausgleich, denn von Haus aus waren sie Ringer. Achim Gröhmann gehörte sogar der DDR-Auswahl an. Als einziger, der aus einer BSG und nicht aus einem Klub kam. Seinen möglichen Olympiastart durchkreuzte Bruder Edmund, der von einem internationalen Wettkampf nicht wieder nach Hause kam. Für Achim war damit der Olympiaauftritt in Rom passe.

Das alles erzählen die Grohmänner nicht ganz ohne Bitterkeit, aus dem Gleichgewicht hat sie das dennoch nie gebracht. Und was ihnen zu DDR-Zeiten versagt blieb, holten sie im Alter nach. Bei den Senioren-Welttitelkämpfen in Rom und Toronto 1992 und 1994 wurde Erwin Weltmeister, und Achim kam mit einem dritten Platz doch noch zu einer römischen Bronzemedaille.

„Leider“, so Erich Paul, „ist die Bereitschaft junger Leute, sich sportlich zu betätigen, heute nicht mehr stark aus-

geprägt. Kaum jemand ist bereit, sich für den Sport bis zur Erschöpfung zu quälen.“ Erich Paul weiß, wovon er redet. Der Tischler von der Warnowwerft erwarb in den 60er Jahren im Fernstudium das Trainerdiplom. Später war er Nationaltrainer der Sportakrobaten. Ehrenamtlich, versteht sich.

Trotzdem blieben Erich Paul und seine Freunde der Akrobatik fest verbunden. Ihrem Engagement ist es zu danken, wenn auch heute noch Warnemünder gute Namen in diesem Sport besitzt: Verena Sanftleben und Angelika Espinosa beispielsweise oder Doren Nagel, Silvana Allers und Carola Piechaczek.

Die frühere BSG ist auch sonst nach der Wende nicht untergegangen. Neben den Sportakrobaten blühen beim heutigen SV Warnemünde die Abteilungen Prellball, Turnen, Volleyball, Radwandern und ganz besonders der Seniorensport - mit immerhin zwölf Gruppen! JO SUND

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