Süddeutsche und SPD ruinieren .Freies Wort'
Personal soll Managementfehler ausbaden
Suhl/Berlin (ND). Seit der Ankündigung vom Dienstag abend, das „Freie Wort“ als führende Tageszeitungen in Südthüringen zu liquidieren, jagt in der Suhler Verlagsgesellschaft mbH eine Krisensitzung die andere: Der Betriebsrat berät mit Gewerkschaftsvertretern von DJV und IG Medien, die wiederum mit dem Management; zu Redaktionsschluß dieser Ausgabe lief gerade die zweite Betriebsversammlung in 24 Stunden.
Das beinharte Pokern um einen Haustarif oder Interessenausgleich mit Sozialplan ist aber lediglich Nachhutgefecht. Wie Betriebsratschef Oswald Weiß dem ND bestätigte, gehe es leider nur noch um die Rettung von Arbeitsplätzen der über 100 Redakteure und Angestellten, sozial verträglichen Gehaltsverzicht und die Abfederung angedrohter Entlassungen. Denn die West-Besitzer des einstigen SED-Bezirksblattes, zu 70 Prozent die „Süddeutsche Zeitung“ München und zu 30 Prozent ein SPD-Un-
ternehmen, haben längst das zur Wende erneuerte „Freie Wort“ abgeschafft: Es soll unumstößlich mit der „Südthüringer Zeitung“ (stz) aus der gleichen Suhler Verlagsgruppe fusionieren und büßt dabei auch noch seinen Titel ein.
Warum schluckt aber eine kleine, selbst defizitäre Konzerntochter mit nur 20 000 Auflage das angeblich unwirtschaftliche „Freie Wort“ mit 115 000 Exemplaren? Der Wahnsinn hat Methode: Bei stz werden im Gegensatz zu den 87 Prozent beim „Freien Wort“ nur 70 Prozent Westtarif gezahlt - ostweit gelten bald 100.
Als Begründung führt Geschäftsführer Peter Leibold Defizite bis zu 15 Millionen an. Insider werfen ihm aber Managementfehler wie die Anzeigenblattexpansion und den Flop mit der „Mitteldeutschen Allgemeinen“ vor. IG Medien und DJV sprechen denn auch von einem „Schlag gegen die Meinungs- und Pressefreiheit“ sowie Tarifbruch.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.