Jan Zelezny – der „Mann mit dem Urknall im Arm“
Speerwurf-Weltrekord mit 98,48 m beim Meeting in Jena / Shouaa und Smith setzten Mehrkampf-Richtwerte
Jena/Götzis (dpa/ND). Der neue Speerwurf-Weltrekord des Tschechen Jan Zelezny war über Pfingsten das herausragende Leichtathletik-Ergebnis. Der Weltmeister steigerte beim Olympischen Tag in Jena seine eigene Bestmarke gleich um 2,82 auf 98,48 m.
Auch in anderen Disziplinen machten die Athleten knapp acht Wochen vor den Olympischen Spielen in Atlanta mit zahlreiche Saisonbestwerte und weitere Spitzenresultate mobil. Die deutsche Elite hat mit den Sportfesten zu Pfingsten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Neben der Jagd auf die Olympianormen ging es auch um einen Startplatz für den Europapokal am kommenden Wochenende in Madrid und zum Mehrkampf-Europacup in Lage (15./16. Juni).
Zelezny ist für Bernd Bierwisch, Trainer des deutschen Rekordinhabers Raymond Hecht (Magdeburg), „der Mann mit dem Urknall im Arm“ Mit seiner Superweite dürfte er nun wieder die Diskussion um die Flugeigenschaften der
Speere angefacht haben. Nachdem der Potsdamer Uwe Hohn mit 104,80 m am 20. Juli 1984 in Berlin eine Schallmauer durchbrochen- hatte, reagierte der Weltverband IAAF sofort, verlagerte aus Sicherheitsgründen den Schwerpunkt, um Superweiten zu verhindern. Zelezny, der sich seines Weltrekords sehr sicher war und sich bei den Jenenser Organisatoren extra nach der Rekordprämie (10 000 Mark) erkundigt hatte, will eine Schallmauer brechen: „Die 100 m sind mein Traum, und ich glaube, daß ich sie demnächst in Ostrau schaffen kann“, kündigte der 29jährige an.
Beim Grand Prix in Eugene (USA) egalisierte Weltmeister Allen Johnson (USA) mit 13,14 s über 110 m Hürden den Saisonspitzenwert von Florian Schwarthoff (München). Der „Floh“ hatte diese Zeit in Rhode vorgelegt. „Mit diesem Einstand hatte ich nicht gerechnet“, sagte der Architekturstudent. In Eugene sorgte Sonia O'Sullivan (Irland) in 8.39,33 min für eine weitere Jahresweltbestleistung. Gwenn Tor-
rence (USA) zeigte über 100 m in 10,96 s, daß sie die 11-s-Grenze fest im Griff hat. Während der dreifache Göteborg-Weltmeister Michael Johnson (USA) wegen einer Oberschenkelverhärtung seine Teilnahme absagte, um vor den US-Trials nichts zu riskieren, gab es für Carl Lewis einen Dämpfer: Der achtfache Olympiasieger verlor über 200 m in 20,22 s gegen John Drummond (USA/20,20).
Die Maßstäbe im Mehrkampf setzten in Götzis die Weltmeisterin Ghada Shouaa (Syrien) mit 6942 Punkten (Platz 5 in der ewigen Bestenliste) und der Kanadier Mike Smith mit dem Landesrekod von 8626 Zählern. Da konnte die erfolgverwöhnte DLV-Elite nicht mithalten: Europameisterin Sabine Braun (Wattenscheid) als Dritte sowie Hürdensprint-Umsteiger Frank Busemann (Dortmund) als Fünfter waren noch am besten.
Beim Hochsprung-Meeting in Wörrstadt egalisierte Weltmeisterin Stefka Kpstadinowa (Bulgarien) mit 2,00 m ihre Jahresbestleistung. Hier mußten sich Alina Astafei (Mainz/
1,94) und Heike Henkel (Leverkusen/1,87) mit den Plätzen 3 bzw 5 begnügen. In Lille stürmte Frank Fredericks (Namibia) über 100 m in 9,99 s ins Ziel, meldete sich Ludmilla Engquist-Naroschilenko (Schweden) über 100 m Hürden nach ihrer vierjährigen Dopingsperre in 12,82 s zurück. Die Russin war 1991 in Tokio Weltmeisterin, ehe sie erwischt wurde. Inzwischen hat sie ihren Manager geheiratet und startet für Schweden.
Während Kugelstoß-Weltmeisterin Astrid Kumbernuss (Neubrandenburg) von Sieg zu Sieg eilt (in Jena mit 20,37 m), hat Weltmeister Lars Riedel (Chemnitz) den Diskus noch nicht richtig im Griff. Nicht genug, daß ihm Michael Möllenbeck (Frankfurt/Main) in Jena mit 67,44 m die DLV-Jahresbestweite abnahm (Riedel wurde mit 66,78 m Zweiter), erwächst mit Anthony Washington (USA) ein Atlanta-Rivale: Im kalifornischen Salinas übertraf er mit 71,14 m als 14. Athlet die 70-m-Marke und rückte auf die neunte Stelle der ewigen Bestenliste vor.
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