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Geist, ergib dich - oder was?

Antifa will am Sonntag weiße Fahnen wehen sehen Dolgenbrodt Von Rene Heilig

  • Lesedauer: 3 Min.

ND-Foto: Rene Heilig

Für 8 Mark ist man dabei - im Bus nach Dolgenbrodt. Dort will die Antifaschistische Aktion am Sonntag demonstrieren. Motto: »Keine Ruhe den Rassisten«.

Gemeint sind die Bewohner von Dolgenbrodt. Im Herbst 1992 hatten einige die Idylle des Dahme-Ortes »gerettet« und ein zur Aufnahme von Asylbewerbern hergerichtetes Kinderferienlager abgebrannt. Die Justiz brauchte fast vier Jahre, bis sie neben Tätern einige Geldgeber des Anschlages ermittelte. Die wahren Hintergründe - Finanz-und Grundstücksschiebereien während und nach der sogenannten Wende - liegen weiter im Dunkel.

»Die Täter waren jedoch nicht nur die Stiefelnazis, die direkt an der Tat beteiligt waren, sondern auch die gesamte Dorfbevölkerung.« Die Autoren des Flugblattes, das in der autonomen Szene kursiert, sind unbekannt. Sie »schmückten« ihren Demoaufruf mit einem Ruinenbild aus Weltkriegstagen. Aufdruck. »Dolgenbrodt, dein Ende droht!!!«

Ganz so weit gehen die »Antifas« aus Berlin und Brandenburg nicht. Sie wissen nur: »Alle, die von dem Anschlag gewußt, ihn geduldet, herbeigesehnt und bezahlt haben, alle, die über den Anschlag >nicht unglücklich< waren, sind für das, was in Dolgenbrodt geschehen ist, mitverantwortlich.« In einem »Offenen Brief« fordert man Bekenntnisse von den Dorfbewohnern. Als »Zeichen der Solidarität mit Asylbewerberinnen und als Ausdruck der Verabscheuung der oben benannten Vorkommnisse« solle man »eine weiße Fahne« am Haus anbringen. »Mit freundlichem Gruß...«

Man erzeugt zugleich Kampfbereitschaft in den eigenen Reihen. Dazu zitiert manausder »Berliner Zeitung«.'Das-Blatt vermittelte »Einblicke« in die Waffenkammer von Bürgermeister Pfannenschwarz, einem passionierten Jäger, der als Rechtsanwalt und Geschäftsmann gewiß andere Kampfformen bevorzugt. Auch die Feuerwehr - beim damaligen Brandanschlag nicht die schnellste - bereite sich auf die »Chaoten« vor. Zu allem Überfluß gebe es Hinweise, daß »für den 16. März auch mit einer Mobilisierung der regionalen Neo-Nazi Szene zu rechnen« sei.

Davon ist weder dem Brandenburger Innenministerium noch dem unterstellten Verfassungsschutz etwas bekannt. Man könne aber sicher sein, daß »die Sache mit der angemessenen Aufmerksamkeit« behandelt wird. »Die Polizei ist gerüstet, um einen friedlichen Ablauf der Demonstration zu ermöglichen.« Im Potsdamer Polizeipräsidium bestätigt man, über ein Verbot nachzudenken. Was rechtlich bislang unmöglich scheint.

Stefan Ludwig ist Landtagsabgeordneter der PDS. Dolgenbrodt gehört zu seinem Wahlkreis. Er versteht nicht, was die Demonstration erreichen soll. »In Dol-

genbrodt gab es noch nie eine faschistische Aktion. Wohl aber einen offenen ausländerfeindlichen Ansatz.« Ein Dolgenbrodter Spezifikum sei das leider nicht. Doch habe ein Nachdenken darüber eingesetzt.

Ludwig ist besorgt, obwohl - oder weil? - nicht ein einziger Ortsbewohner Mitglied seiner Partei ist. Und das bei 35 Prozent Wählerstimmen. »Wenn da am Sonntag tatsächlich ein schwarzer Block aus Berlin durch den Ort marschiert und weiße Fahnen fordert, dann ist das nicht nur unverschämt, sondern politisch kontraproduktiv.«

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