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Johannisflut mit Vorläufern

Seit vier Jahrhunderten sollen Deiche Überschwemmungen des Oderbruchs verhindern Von Klaus Brüske

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Flut, die derzeit das Odergebiet bedroht, ist zwar in ihrem Ausmaß ungewöhnlich, doch einzigartig ist sie nicht.

Die bis zu 20 Kilometer breite Oderbruchniederung zwischen Lebus im Süden und Hohenwutzen in Norden stand schon im Mittelalter, wie soweit zurückliegende Aufzeichnungen besagen, regelmäßig zweimal im Jahr unter Wasser: nach der Schneeschmelze im Riesengebirge und nach dem Johannistag am 24. Juni. Notdürftig durch Kuhdungdämme gesichert, ragten die wenigen Dörfer des Bruchs aus dem Wasser.

Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts unternahmen die Landesherrn erste Anläufe, die dauernde Überschwemmungs-

gefahr durch den Bau von Schutzdämmen zu mindern. Kurfürst Johann Georg ernannte 1591 eine Kommission aus örtlichen Grundbesitzern, die jährlich einmal den Strom befahren und diese Deiche auf ihren Zustand kontrollieren sollte.

Schwere Hochwasserschäden veranlaßten den »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1717 zum Bau eines durchgehenden Deiches von Lebus bis Zellin. Der sagenhafte, 73 Tage anhaltende Regen des Sommers 1736 machte alles wieder zunichte. Dauerhafte Sicherheit versprach nur die grundlegende Trockenlegung der Gegend, die erst unter Friedrich II. in Angriff genommen wurde.

Nach einer mehrjährigen Planungsphase, in die auch der berühmte Mathematiker Leonard Euler einbezogen war, begannen im Sommer 1747 die Arbeiten.

Ihr Kernstück war ein künstlicher Kanal zwischen Güstebiese und Hohensaaten: die Neue Oder, die jetzt so gewaltig gegen ihre aufgeweichten Deiche drückt. Am 2. Juli 1753 - gerade rechtzeitig vor der Johannisflut - waren mit dem Durchstich des Fangdamms bei Güstebiese die Hauptarbeiten beendet. Das Oderbruch trocknete aus; Friedrich II. hatte »im Frieden eine neue Provinz gewonnen«. Auf 130 000 Morgen (32 500 Hektar) entstanden 43 Kolonistendörfer für Siedler aus Mecklenburg, Polen, Sachsen, Schweden, Österreich, Hessen, Württemberg und der Schweiz.

Erst 1832 wurde die Alte Oder bei Güstebiese endgültig abgedämmt und damit eine zusammenhängende Deichfront geschaffen. Doch schon fünf Jahre später wurde das Oderbruch wieder überflutet. Das erneute Hochwasser hatte weitere wasserbautechnische Verbesserungen zur Folge. Sie bewährten sich so gut, daß erst im Frühjahr 1947, als die Deiche durch Kriegseinwirkungen beschädigt worden waren, wieder eine wirklich gro-ße., 4lQc;hw3Sse?kiUastrophe das Oderbruch heimsuchte.

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