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- Wie geht's, Chris Doerk?
Malen ist gesünder als Maulen
Einstiger DDR-Schlagerstar kämpft um sein Recht und das Haus in Kleinmachnow
Chris Doerk 1974 mit Gladys Marin (KP Chiles)
Fotos: Carst; ND/Archiv
trotz Grundbucheintragung auf die Immobilie erhoben werden, die sie seit fast 25 Jahren bewohnt. »Seit der Wende will man mir mein Haus wegnehmen, was ich redlich und sauber erworben habe«, betont Chris Doerk. Da geht es ihr so, wie vielen Bewohnern dieses südwestlichen Berliner Vorortes. Doch von Resignation ist bei der Sängerin keine Spur Sie wird um ihr Recht kämpfen, daran läßt sie keinen Zweifel.
Sie hat auch nicht resigniert, als mit der Wende ihre beruflichen Chancen sich dem Nullpunkt näherten. »Nichts war mehr, nichts ging mehr. Veranstaltungen und Verträge wurden storniert. Ich habe mir damals gesagt, irgend etwas muß dir jetzt einfallen«, erinnert sie sich. Chris Doerk eröffnete in Kleinmachnow eine Boutique, »nicht um Geschäftsfrau zu werden, die werde ich nie, dazu eigne ich mich überhaupt nicht, sondern einfach, um dieses Loch zu über-
springen. Das war für mich so eine Art Übergangslösung.« Doch das Geschäft lief nicht. Die Leute, die nun erstmals die Möglichkeit hatten, im benachbarten Westberlin bei Woolworth einkaufen zu gehen, machten davon auch Gebrauch. Vielleicht würde das heute schon wieder ganz anders aussehen, aber für Chris Doerk sind diese anderthalb Jahre Schnee von gestern.
Dies gilt auch für die Zeit unmittelbar nach der Wende, als sie begonnen hatte, Katzen zu malen (im Hause Doerk gibt es auch heute noch vier lebendige »Stubentiger«). »Andere fangen aus Verzweiflung an zu trinken, ich habe angefangen zu malen. Und das ist wesentlich gesünder«, erklärt sie lachend. Auch später ergab sich in ihrem eigentlichen Beruf als Sängerin wenig. Ab und an nimmt Chris Doerk an einer Veranstaltung teil, »wenn sich mal jemand an mich erinnert«. Aber sie läuft
nicht rum, um sich anzubieten und auf sich aufmerksam zu machen. »Ich habe in meinem Leben ganz schön viel erreicht. Ich habe Filme gemacht, Fernsehsendungen, ich habe moderiert, gesungen, geschauspielert ... Ich habe also wirklich alles gemacht. Und da will es mir einfach nicht in den Kopf, daß ich jetzt wieder vom Urschleim anfangen soll.«
Zur Zeit kümmert sie sich verstärkt um die Karriere ihres Sohnes Alexander. »Ali«, der sehr musikalisch ist und gut singt, sieht übrigens seinem Vater Frank Schöbel verblüffend ähnlich. Chris will ihren Sohn jedoch vor allzu großen Illusionen bewahren. Er solle den Gesang mehr als Hobby betrachten. Außerdem hilft sie ihrem Mann und Lebenskameraden Klaus, einem Dokumentarfilmer und Fotografen, bei der Arbeit, zum Beispiel, wenn Recherchen zu machen oder Zeichnungen anzufertigen sind.
Rückblickend auf ihre Karriere in der DDR erklärt Chris Doerk freimütig, daß es ihr so schlecht dort nicht ergangen sei. »Ich hätte die DDR nie verlassen, weil es mir hier gefallen hat. Ich habe mich hier wohlgefühlt, hier war mein zu Hause.« Daß es auch Diskrepanzen gab, vor allem nach der Scheidung von Frank Schöbel (das soll damals sogar Gegenstand einer Erörterung im Politbüro gewesen sein), will sie nicht herunterspielen. Plötzlich versiegten die Fernsehangebote. Ihre Schallplatten wollte angeblich keiner mehr haben. Inlandstourneen wurden
zur Rarität. Die Sängerin, die nie in der SED war, macht dafür jedoch nicht vorrangig den Staat verantwortlich, sondern einzelne Personen, »die glaubten, Frank damit einen Gefallen zu tun«. Ausgesprochen sauer reagiert Chris Doerk, wenn sie von Leuten hört, denen man in der DDR »den Zucker in alle Löcher ihres Körpers geblasen hat und die sich dann hinstellen und sagen, sie sind verfolgt worden«.
Ihre große Leidenschaft ist Kuba. Das rührt noch aus der Zeit her, als viele Auslandstourneen sie über die geschwundenen Chancen
in der DDR hinwegtrösteten. Insgesamt 18 mal war sie unterdessen auf der Zuckerinsel, zuletzt vor zwei Jahren. Und ihr Spanisch wurde von Mal zu Mal besser. »Ich habe sehr viele, wirklich echte Freunde in Kuba.« Das will etwas bedeuten, denn mit dem Wort Freund geht die Sängerin eher sparsam um. Sie bewundert den Mut und den Optimismus der Kubaner und hat sich davon auch etwas angenommen: »Ich bin ein positiver Mensch.«
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