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Gold-Genugtuung für den Coach
Triumphe im Doppelpack Balsam für geschundene Seele / Schwarzer Freitag
Von Klaus Weise, Sevilla
Innerhalb einer Viertelstunde wurde der Magdeburger Trainer Bernd Henneberg bei den EM in Sevilla aus deutscher Sicht zum »Coach des Championats«. Statt auf der Tribüne schwitzend als Assistent des Bundestrainers Zwischenzeiten von DSV-Schwimmern zu notieren, rannte er hinunter zum Becken und umarmte seine Athletinnen. Erst hatte die 27jährige Dagmar Hase, einzige Nachwende-Olympiasiegerin des DSV, überraschend die 400 m Freistil gegen Olympiasiegerin Michelle de Bruin (Irland) gewonnen, dann steigerte der aus Hamburg elbaufwärts gen Osten gewechselte Altbundesimport Antje Buschschulte über 100 m Rücken um sieben Zehntelsekunden die persönliche Bestzeit und schwamm unerwartet zum Titel.
Henneberg, dessen Exklusivinterview für das »Neue Deutschland« zu Stasi- und Dopingvorwürfen Wellen bis nach Sevilla geschlagen hatte, war die Genugtuung vom Gesicht abzulesen. »Das war etwas für die geschundene Seele und gibt Kraft fürs Weitermachen«, bekannte er. Die Goldmedaillen - für Dagmar Hase war
es die zweite, für Antje Buschschulte gar die dritte, dazu noch einmal Bronze seien in gewisser Art »Beiträge zur vor den EM initiierten Debatte um Dinge neben den Sport« gewesen. »Eine bessere Antworten kann es nicht geben.«
Hennebergs Athleten, nicht nur im Gebrauch von Armen und Beinen im Wasser geübt, attestierten dem Coach unaufgefordert auf ihre Weise. »Bernd Henneberg ist das Beste, was mir passieren konnte«, bekundete Antje Buschschulte, die mit den ausstehenden beiden Starts über 200 m Rücken und in der Lagenstaffel alle Chancen auf den inoffiziellen Titel »Topschwimmerin der EM« hat, und fügte mehrfach ein ausdrückliches Dankeschön an den Coach hinzu. Dagmar Hase, von Henneberg als »Legende« und »Phänomen« bezeichnet (»andere Steigerungen fallen mir nicht mehr ein«), resümierte fast siebenjährige Zusammenarbeit: »Immer geradezu, ehrlich, unangepaßt. Selbst wenn früher irgendetwas gewesen sein sollte, würde ich meinen Trainer, dem ich aus der Erfahrung des Miteinander in Freude und auch in Streit vertraue, niemals hängenlassen.«
Dem Goldtag folgte ein schwarzer Freitag für den DSV - alle deutschen Starter
verfehlten die abendlichen vier Einzelfinals. Nur die 4xl00-m-Freistilstaffel mit Alexander Lüderitz, Steffen Zesner (beide Berlin), Christian Tröger (München) und Torsten Spanneberg (Halle) verhinderte ein Debakel und sorgte mit Platz zwei (3:18,33) hinter den Europarekord (3.16,85) schwimmenden Russen für einen Medaillengewinn.
Stefan Pohl (Halle), der schon über 200 m Freistil mit einem Fehlstart gepatzt hatte, war im Vorlauf als 20. über 400 m Freistil gleich 10 s über seiner Bestzeit geblieben. Auch Routinier Jörg Hoffmann (Potsdam) schwamm mit 3:46,10 min als Zehnter am Finale vorbei. Der Leipziger Jens Kruppa, der über 200 m Brust ebenfalls den Endlauf verfehlt hatte, steigerte sich später als Sieger des B-Finales auf den deutschen Rekord von 2:15,56 min, der seit 1991 von Ralph Färber (Offenbach) mit 2:16,30 min gehalten wurde.
Die Tagessiege gingen an Emiliano Brembilla (Italien) über 400 m Freistil in Weltjahresbestzeit von 3:45,96 min, an Alexander Goukow (Beloßrußland) über 200 m Brust (2:13,90), an Agnes Kovacs (Ungarn) über 100 m Brust (1:08,08) und Mette Jacobsen (Dänemark) über 100 m Schmetterling (59,64).
Zwei Magdeburger Goldmädchen, die allen Grund zur Freude haben: Antje Buschschulte und Dagmar Hase
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