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  • Politik
  • Tele-Tagebuch: »Kommissar Rex - Mosers Tod« (SAT.1) und Polizeiruf 110: »Hetzjagd« (ARD)

Herrchens Tod

  • Peter Hoff
  • Lesedauer: 3 Min.

Hier wacht ein deutscher Schäferhund« - die Warnung in Schönschrift an einem Köpenicker Gartenzaun um ein Eigenheim, beim Sonntagsspaziergang gesichtet, drückt den ganzen Stolz der Herrchenrasse aus: Wer auch immer in eine dieser hypothekenbelasteten Trutzburgen deutscher Nationalidentität einzudringen versuchen sollte, darf gewiß sein, daß er gebührend empfangen wird. Der Hund als Wächter deutscher Werte und Träger deutscher Tugenden (wie Treue, Unterwerfung, spontanen Handelns im Dienste der Gerechtigkeit) - wer ihm wie der irre Frauenmörder in das treue Auge zu schauen vermag und dieses Auge im Tode brechen sehen will, der hat nichts anderes als den eigenen Tod verdient. Und hat er noch Ehre im Leibe - dann den von eigner Hand!

Und so liegen am Ende von »Mosers Tod« zwei Leichen in der alten Lagerhalle: die des irren Mörders, von Ulrich Tukur sortengerecht mit fiesem Grinsen verkörpert, und jene Kommissar Mosers (Tobias Moretti), des Hundes besten Freundes. »Kommissar Rex« aber, der

deutsche Schäferhund im Dienst der österreichischen Kriminalmiliz, wird weiterleben, mit einem neuen Herren. Den Hund statt des Menschen sterben zu lassen, haben sich die Produzenten der ostalpenländischen Kriminalserie denn doch nicht getraut. Schließlich sind ihre Zuschauer durch Rin-Tin-Tin, Lassy und Flipper sozialisiert, haben gelernt, daß Tiere die besseren Menschen sind, weil sie unbestechlich bleiben. Und das ist angesichts des zweifelhaften Rufes menschlicher Ordnungshüter nicht nur am Donaustrand von einigem Wert.

Tobias Moretti ist mit der eigentlich undankbaren Rolle des Kommissars so bekannt geworden, daß er sich jetzt zu seinem Beruf als seriöser Schauspieler der oberen Leistungsklasse bekennen darf. Er wurde sogar von Helmut Zilk interviewt (was offenbar einer Privataudienz beim Kaiser in k.u.k.-Zeiten entspricht), und hat sich vom Polizeidienst verabschiedet. Da aber kein Kommissar in keiner Bundesrepublik der Welt so einfach den Dienst quittieren kann, war auch Morettis Rollen-alter-ego nur der Tod an der Front der Verbrechensbekämpfung beschieden. Die Herrchen kommen und gehen, der deutsche Schäferhund bleibt ewig. Und wacht, und wacht, und wacht...

»Ich wollte schon immer Kommissarin werden«, erklärt Angelika Domröse der jungen Jasmin. Ich mag das nicht so recht glauben, denn keine intelligente Schauspielerin kann sich wirklich eine Rolle als Fahnderin wünschen. Wo die männlichen Kollegen wenigstens machohaft herumballern und prügeln können, werden die Frauen fast zwangsläufig zum Opfer, auch wenn sie Pistole und Dienstmarke tragen. Im »Polizeiruf«-Film »Hetzjagd« von Klaus-Peter Wolf (Buch) und Ute Wieland (Regie) wird Kommissarin Vera von einem angeblichen Kinderschänder als Geisel genommen und hilft ihm dann doch, seine Unschuld zu beweisen. Kein Fernsehkrimi-Krimineller würde sich so etwas gegenüber einem männlichen Kommissar erlauben. Aber Frauen sind nun einmal schwach, dafür indes einfühlsam.

Kinderschändung ist gegenwärtig ein gängiges Thema für die Headlines aller Medienprodukte, und solch ein Fall wird natürlich einer Frau anvertraut. Und ganz am Rande wird noch ein wenig Kritik am Strafvollzug und an der Killermentalität »normaler« Polizeibeamter geübt.

Das Opfer polizeilicher Vollstrekkungswut ist ein armer Irrer, der einmal den Herren spielen will, und am Ende findet die Komissarin am Geruch des Rasierwassers heraus, daß der behinderte Großvater die eigene Enkelin vergewaltigt hat. Der Opa erschießt sich wie der irre Triebtäter bei »Kommissar Rex«. Der deutsche Fernsehkrimi aber erstickt am Klischee, das jede Originalität in diesem Genre von vornherein ausschließt.

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