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Hydro übernahm Aluminiumschmelze Rackwitz

Abbau von Kapazitäten und drastische Streichung von Arbeitsplätzen

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Manfred Radioff

Ausgerechnet der damalige Chef des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, erwarb gemeinsam mit seinem Bruder Karl-Josef vor vier Jahren das sächsische Schmelzwerk. Zwei Jahre später war der Betrieb pleite. Nun gibt es einen neuen Privatisierungsanlauf.

Norsk Hydro, der größte norwegische Industriekonzern, übernahm die sächsische Rackwitz Aluminium GmbH. Nach Unternehmensinformationen werden die »zu hoch konzipierten Kapazitäten abgebaut und den Markterfordernissen angepaßt«. Die Neuorientierung wird von einer umfangreichen Reduzierung der Mitarbeiterzahl begleitet.

Zu Zeiten der DDR gehörte der Betrieb mit 2100 Mitarbeitern (1990) zum Mansfeld-Kombinat »Wilhelm Pieck«. Nach der Wende wurde das Werk Bestandteil der Mansfeld AG, seit 1993 der MKM Mansfeld Kupfer und Messing GmbH. Anfang 1994 verkaufte die Treuhandanstalt den Kernbereich der Leichtmetall Rackwitz GmbH an die Gottschol-Metallwerke GmbH & Co. KG Berlin. Die Mitarbeiter-

zahl war inzwischen auf 460 geschrumpft. Im Rahmen ihres Investitionsprogramms richtete die Gottschol-Gruppe automatisierte Strangpreßlinien, einen neuen Schmelzbetrieb, eine Folien-Veredlung und ein Folien-Walzwerk ein. Alles wurde offenbar jedoch eine Nummer zu groß: Die Kapazität von 40 000 Tonnen pro Jahr erwies sich als zu hoch, die Ware war zu den geforderten Preisen nicht abzusetzen. 1996 schließlich mußte Gottschol Vergleich anmelden.

Die Norweger übernahmen nun nach eigener Aussage eines der modernsten Werke Europas mit fortschrittlichen Strangpreß- und Umschmelzanlagen. Künftig will sich das Unternehmen am Standort Rackwitz bei Leipzig auf qualitativ hochwertige Profile spezialisieren, die unter anderem in der Bau-, Automobil- und Elektroindustrie zum Einsatz kommen. Rund 10 Millionen Mark will Norsk Hydro in den nächsten Jahren investieren, um das Werk auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Die Anfangskapazität soll vorerst etwa 12 000 Tonnen (1998) betragen. Für die nächsten drei Jahre ist dann eine Ausweitung auf rund 15 000 Tonnen vorgesehen. Von den 390 Beschäftigten aus der Zeit vor der Übernahme verblieben nur noch 130 in den Lohn- und Gehaltslisten. Die Unternehmensführung sieht jetzt aber »Aus-

sichten auf sichere Arbeitsplätze«. Rackwitz soll wesentliche Teile des deutschen Marktes und auch Bereiche des osteuropäischen Marktes beliefern.

Der Multikonzern Norsk Hydro engagiert sich auf den Gebieten Landwirtschaft (Düngemittel), Erdöl/Erdgas, Leichtmetalle, Petrochemie, Elektrizität, Industriechemie, Fischzucht und Biotechnologie. Für 1996 wurde ein Umsatz von umgerechnet rund 9 Milliarden Mark und ein Betriebsergebnis von knapp 800 Millionen Mark bilanziert. Das sächsische Werk, das jetzt als Hydro Aluminium Rackwitz firmiert, kam unter das Dach des Norsk Hydro-Geschäftsbereichs Hydro Aluminium Extrusion mit Sitz im schweizerischen Lausanne. Der gesamte Konzernbereich Leichtmetalle beschäftigt weltweit rund 14 000 Mitarbeiter.

Auf dem Gebiet der neuen Bundesländer ist Norsk Hydro darüber hinaus mit Hydro Agri Rostock GmbH & Co. KG präsent. Das 1991 übernommene Werk weist umfangreiche Kapazitäten für die Düngemittelproduktion auf - insgesamt von mehr als 3 Millionen Tonnen jährlich. An erster Stelle stehen die Kapazitäten für die Erzeugung von Kalkammonsalpeter mit 1,2 Millionen Tonnen. Die Erzeugnisse aus Rostock gehen auch in den Export - so nach Dänemark und in eine Reihe westeuropäischer Länder

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