Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Raketenstart

  • Lesedauer: 2 Min.

Claudia Lehmann

Die 35-jährige gelernte Chemielaborantin und jetzige Regierungsbeamtin ist seit Sonntag Landesvorsitzende der FDP in Brandenburg

Foto: Joachim Liebe

Vielleicht liegt s ja auch am zweiten Vornamen der in jeder Hinsicht noch »Jungliberalen«: Ariane. Jedenfalls legte die selbstbewusste Frau, die erst 1993 FDP-Mitglied würde, in diesem Jahr politisch einen Raketenstart hin: Von der Schatzmeisterin des Ortsverbandes Hohen Neu-

endorf, wo sie 1964 das Licht der Welt erblickte, zur Kreisvorsitzenden Oberhavel und zum Mitglied des Landesvorstands. Überdies gelang ihr der Sprung auf die Plätze 2 bzw. 4 der FDP-Landeslisten zur Europa- und zur Landtagswahl, was ihr freilich nicht nützte, weil ihre Partei in Brandenburg wie anderswo seit Jahren die Latte politischer Relevanz nur von unten sieht. Das letzte FDP-Ergebnis im Lande betrug magere 1,86 Prozent.

Trotzdem tönte Ex-Landeschef Hinrich Enderlein am Sonntag beim Parteitag in Potsdam: »Ab heute melden sich die Liberalen in der Landespolitik zurück.« Und das, obwohl die Delegierten der nur noch reichlich 1200 zahlenden Parteimitglieder vor allem darüber stritten, ob es zumutbar ist, den monatlichen Zuschuss, der gebraucht wird, um die Landesgeschäftsstelle zu finanzieren von 5 auf 8 Mark pro Mitglied zu erhöhen. So richtig politisch wurde es nur beim - beschlossenen - Antrag, FDP-Chef Gerhardt zum Rücktritt aufzufordern. Weil nach einem Jahr als Opposition ein Profil weder inhaltlich noch personell erkennbar sei. So wie in Brandenburg - dort freilich seit 1994.

Beliebt dürfte sich die jüngste FDP-Landesvorsitzende mit solch forschem Vorgehen beim Altherren-Club im Berliner Thomas-Dehler-Haus kaum machen. Doch das schert sie offenbar nicht. Ihre Wahl zeige, dass auch junge Leute bereit sind, liberale Ideen voranzubringen, fand sie. Die verheiratete Mutter eines 15-jährigen Sohnes will sich insbesondere um Förderung von Klein- und Mittelbetrieben, Bildungspolitik und »Innere Sicherheit« kümmern. Mit Letzterem hatte sie schon als Sachgebietsleiterin »Allgemeine Ordnungsangelegenheiten« im Landratsamt Oberhavel zu tun. Seit Ende 1995 Beamtin im Justiz-, Bundes- und Europaministerium, zahlt sich nun für sie sicher auch aus, dass sie nach Lehre und Arbeit als Chemielaborantin im WTZ Potsdam an der Humboldt-Universität Anglistik und Slawistik studiert hat. Damals war sie übrigens - bis 1989 - auch Mitglied der SED.

Ihrer raketenartigen FDP-Karriere tut das offenbar keinen Abbruch. Nachdem der einzige Gegenkandidat am Sonntag noch vor der Wahl seine Bewerbung zurückzog, erhielt sie 109 von 176 Stimmen. Claus Dümde

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -